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Tennis Borussia stürmt an die Börse

■ Nicht die Bayern, sondern der Zweitligist TeBe wird als erster Fußballverein zur Aktiengesellschaft. Mitglieder entscheiden im März

Während die großen Vereine der Bundesliga noch verhalten spielen, greift die kleine Tennis Borussia an. Der Aufsichtsrat des fußballerisch nicht übermäßig in Erscheinung getretenen Zweitligisten hat entschieden, an die Börse zu gehen. In der vergangenen Wochen beschloß der Vorstand die Gründung einer „Kommanditgesellschaft auf Aktien“ (KGaA). Der Hauptsponsor „Göttinger Gruppe“ soll 24,3 Prozent der KGaA-Anteile übernehmen, während der TeBe e.V. mit 75,7 Prozent Mehrheitsaktionär bliebe.

Die Mitglieder müssen die Auslagerung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft auf der Vollversammlung am 25. März noch absegnen. Käme der Aktienantrag durch, wären die Bayern aus München, schon lange im Aktien-Gespräch, erstmals in diesem Profifußballjahr nur zweiter Sieger.

Grund für den Börsengang ist, daß bei Tennis Borussia wahre Goldgräberstimmung herrscht. Zwar zahlen die Charlottenburger für ihre Verhältnisse immense Spielergehälter, der Zuschauerschnitt liegt bei nur 3.400 Unentwegten pro Heimspiel. Und auch das Fernsehen, mit seinen Sendehonoraren ein Hauptfinanzier der Liga, entleert sein Füllhorn nicht gerade üppig über dem Tabellensechsten von der Spree. Doch für das Geschäftsjahr 1998 vermeldet der Verein aus dem Mommsenstadion bei einem Umsatz von 31,6 Millionen Mark einen satten Gewinn von 7,5 Millionen Mark. Zudem planen die „Veilchen“ nach dem Jawort der Basis einem weiteren Angriff, der dem 97jährigen Verein eine rosarote Zukunft bescheren soll. So sehen die Führungsgremien, daß TeBe nur als „börsenfähige Kapitalgesellschaft zur investiven Kapitalbeschaffung“ dem Ziel der „Etablierung im deutschen und europäischen Fußball-Markt“ näherkommt. Erste Etappe soll der Aufstieg in die Fußballbundesliga und die Konkurrenz zu Hertha BSC sein.

Doch damit nicht genug: Erklärtes sportliches Ziel der Charlottenburger ist bis 2010 die Teilnahme an der europäischen Champions League. Dafür sollen jetzt die betriebswirtschaftlichen Weichen gestellt werden. So will TeBe auf einem restituierten Grundstück in Pankow, das im Dezember 1998 an den Verein zurückfiel, ein „am internationalen Standard“ ausgerichtetes Fußball-Center nebst Nachwuchsinternat bauen.

„Die Grundlagen sind fundiert“, versucht TeBe-Manager Jan Schindelmeiser interne Opponenten zu beruhigen, die sich am 25. März querlegen könnten. Die Gefahr, daß die gutbürgerlichen Borussen auf die Barrikaden gehen, ist minimal. Bislang konnte die „Göttinger Gruppe“, ein nicht unbedingt gut beleumundeter Finanz- und Versicherungskonzern, der TeBe 1996 vor dem Ruin rettete und ihn seitdem mit funktionaler Allmacht beherrscht, stets ihren Willen durchsetzen.

„Ich hoffe, daß die Herren das sehr genau überprüft haben, ob das Ganze einen Sinn macht“, unkt Bremens Manager Willi Lemke. In den Worten Lemkes schwingt nicht nur Kritik an dem Mega-Vorhaben, sondern auch Neid mit. Neben den Bayern und Borussia Dortmund hat sich Werder Bremen auch als Aktienkandidat ins Spiel gebracht. Der derzeitige schlechte Tabellenplatz aber läßt das Ziel weiter außen vor. Jürgen Schulz

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