: Nie wieder naß heiraten
■ Jetzt neu: Die Internetwettervorhersage mit Geld-zurück-Garantie
Es klingt phantastisch und märchenhaft: Im Internet gibt es jetzt einen Service, der das Wetter auf den Tag genau und für ein ganzes Jahr vorhersagt. Das heißt: Man kann am 30. Januar fragen, wie das Wetter in Buffalo, an der amerikanisch-kanadischen Grenze, am 24. Juni sein wird. Am Vormittag, so vielleicht die Auskunft, wird es regnen, später scheint die Sonne – einer Hochzeit im Freien in der zweiten Hälfte des Tages steht also nichts im Wege. Dieser Internetservice kostet natürlich etwas – genau: 14,95 Dollar für zehn Tage Vorhersage –, aber wenn das Wetter am betreffenden Tage nicht wie vorhergesagt ist, wird der Betrag rückerstattet.
Für 19,95 Dollar kann man sich das Wetter in drei verschiedenen Regionen auf die Web-Seite holen. Bezahlt wird im voraus mit Kreditkarte; binnen drei Minuten hat man die gewünschte Wettervorhersage auf dem Bildschirm. Für zusätzliche 2,50 Dollar kann man auch einen Farbdruck der erfragten Wetterlage zugeschickt bekommen.
Hierzulande trifft oft noch immer am Dienstag nicht ein, was die Wetterfrösche einem am Montag versprechen. „Wir arbeiten daran“, so ein Sprecher des neuen Internet–Dienstes, „unsere Vorhersagen fürs ganze Jahr auch in Europa anzubieten – es dauert aber noch eine Weile. Vorläufig ist das nur für Nordamerika möglich.“
Die Weatherplanners (Wetterplaner, www.weatherplanner.com) mit Sitz in Wayne/Pennsylvania rechnen mit Millionen von Kunden. Sie bauen auf alle, die etwas im Freien planen – Autorennen, Olympische Spiele, Freiluftkonzerte, Baumaßnahmen. Nach Angaben des Magazins Bride's werden allein in den USA jährlich 2,4 Millionen Hochzeiten begangen, viele im Freien – die Voraussetzung, das Wetterplanerbüro sehr schnell profitabel zu machen, ist also gegeben.
In den Computern der Internet-Wetterfrösche sind 100 Jahre Wettergeschichte gespeichert, Tag für Tag zurückgehend aufgezeichnet und programmiert für 85.000 verschiedene Regionen Nordamerikas und der Karibik. Ein kompliziertes Kombi-System von Atmosphärenphysik und Software erarbeitet daraus binnen Minuten die Wettervorhersage.
Frederic D. Fox, Präsident des Weatherplanner-Service, kann schon wenige Monate nach der Indienststellung voller Zuversicht verkünden: „Wir haben bisher 2.000 Vorhersagen gemacht – und nur zehn unserer Kunden waren unzufrieden und verlangten ihr Geld zurück.“
74 Prozent der Kunden benutzen den Wetterdienst, weil sie für einen bestimmten Tag binnen der nächsten zwölf Monate eine Freilufthochzeit planen. Zu den größten Kunden gehört das Kammerjägerunternehmen Terminex: Aufgrund der genauen Wettervor-hersage läßt sich nämlich feststellen, wann etwa Termitenschwärme in welcher Region einfallen – dann ist man für deren Bekämpfung bestens gerüstet.
Trotz des offensichtlichen Erfolges sind konservative Meteorologen skeptisch. Allan Eustis etwa vom Zentralen US-Wetterdienst (National Weather Service) meint: „Die meisten Meteorologen, die ich kenne, halten diese Art Vorhersage für unmöglich. Also – wenn da jemand eine Hochzeit im Juni plant, könnte ich auch ankündigen, daß die Chance, Regen zu haben, bei 70 Prozent liegt. Aber auf den Tag genau etwas vorherzusagen? Nein. Auf der anderen Seite: Die Internet-Wetterfrösche machen ein gutes Geschäft, werden wohl akzeptiert.“
Weatherplanner-Chef Fox wollte kürzlich heiraten, seine Braut wünschte eine Freilufttrauung. Für diesen Termin hatten seine Angestellten schönes Wetter angekündigt. „Ich traute dem Frieden und meinem eigenen Unternehmen selbst aber auch nicht so ganz“, sagt Fox, „und bestellte vorsichtshalber ein großes Zelt mit Heizung.“
Das wurde nicht benötigt: Die Sonne strahlte. Wolfgang Will
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