: Wieder Tote im Kosovo
■ UÇK tötet entführten Serben. Truppenaufmarsch wird weiter fortgesetzt.
Priština (AP/dpa) – Im Südwesten des Kosovo ist gestern die Gefahr neuer schwerer Kämpfe gewachsen. Jugoslawische Truppen und Rebellen der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) setzten ihren Truppenaufmarsch im Gebiet um das 60 Kilometer von Priština entfernte Dorf Orahovac mit unvermindertem Tempo fort. Vorausgegangen war die Entführung zweier Serben durch die UÇK. Einer der Entführten wurde erschossen, der andere gestern freigelassen. „Die Lage ist explosiv“, sagte OSZE- Sprecherin Beatrice Lacoste. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa versuche zu vermitteln.
Die UÇK hatte bestritten, die beiden Serben entführt zu haben. UÇK-Kommandeur Jakup Krasniqi bestätigte dann die Entführung und sagte, daß einer der Entführten erschossen worden sei. Am Wochenende waren bei Gewalttaten ein serbischer Polizist und zwei UÇK-Kämpfer getötet und vier Polizisten verwundet worden.
Die französische Regierung bezeichnete die Situation im Kosovo als „hoch riskant“. Sowohl bei Serben als auch bei Kosovo-Albanern seien die gemäßigten Vertreter mit radikalsten Gegnern konfrontiert, sagte Außenminister Hubert Védrine gestern. Knapp eine Woche nach dem Ende der Friedenskonferenz von Rambouillet warnte Védrine, daß die internationale Gemeinschaft über Druckmittel verfüge, damit es bei der Fortsetzung der Gespräche am 15. März zu einem Ergebnis komme.
Unterdessen gingen die diplomatischen Bemühungen für eine Friedenslösung weiter. Die beiden Kosovo-Vermittler der USA und EU, Christopher Hill und Wolfgang Petritsch, trafen gestern nachmittag zu Gesprächen in der Provinzhauptstadt des Kosovo, Priština, ein. Heute wollten Hill und Petritsch mit der serbischen Führung in Belgrad sprechen. Auch der gegenwärtige OSZE- Vorsitzende, der norwegische Außenminister Knut Vollebaek, wollte in Belgrad mit der jugoslawischen Regierung verhandeln.
Die UÇK will eine Delegation zu Gesprächen in die USA schicken. Das habe der Hauptstab beschlossen, berichtete die kosovo- albanische Tageszeitung Koha Ditore gestern. Washington habe die UÇK zu einem Besuch bei politischen und militärischen US-Institutionen eingeladen. Auf dem Treffen der UÇK-Führung sei auch der Kandidat für das Amt des Regierungschefs benannt worden, berichtete der UÇK-Pressedienst. Sein Name wurde aber noch nicht genannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen