: Aufklärung gefordert
■ Rot-Grün soll sich um deutsche Opfer der Militärdiktatur in Argentinien kümmern
Berlin (dpa) – Aus Anlaß des Argentinien-Besuchs von Bundespräsident Herzog hat ein Zusammenschluß von Menschenrechtsorganisationen gestern in Berlin die Aufklärung der Ermordung Deutscher und Deutschstämmiger während der Zeit der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) gefordert. Der damaligen Regierung Schmidt-Genscher warf die „Koalition gegen Straflosigkeit“ vor, die Freilassung der Verschwundenen nicht mit dem nötigen Nachdruck betrieben zu haben.
Wolfgang Kaleck, einer der Anwälte des Zusammenschlusses von Menschenrechtsgruppen, forderte die rot-grüne Bundesregierung auf, „die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Archive im Auswärtigen Amt und in den Botschaften zu öffnen“. Mit Strafanzeigen gegen mehr als 40 argentinische Militärs in zehn konkreten Mordfällen wolle man nun die deutsche Justiz zu Ermittlungen zwingen, sagte Kaleck. Vier davon seien bereits bei der Nürnberger Staatsanwaltschaft anhängig, weitere würden in Berlin und Tübingen folgen.
Außerdem wolle man einen internationalen Haftbefehl gegen die verantwortlichen Militärs erwirken, die im Rahmen der argentinischen Amnestiegesetze für ihre Verbrechen bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.
Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen verschwanden während der Militärherrschaft in Argentinien rund 30.000 Menschen, darunter mehr als 70 Deutsche und Deutschstämmige. Morgen will Herzog in Buenos Aires mit Angehörigen deutscher Opfer zusammentreffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen