: Stasi stahl Gold aus Post
■ Entwendete Wertsachen aus Schalcks Beständen kamen Bundeshaushalt zugute
Berlin (AP) – Rund eine halbe Tonne Schmuck, Gold und andere Wertsachen haben Stasi-Agenten bei der Überwachung des deutsch- deutschen Postverkehrs aus privaten Sendungen entwendet. Die Wertgegenstände wurden nach einer gestern von der Berliner Justiz veröffentlichen Übersicht nach der Wende in den Tresoren des DDR- Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Goldkowski unversehrt und vollständig wiedergefunden. Da sich die Wertgegenstände keinem Eigentümer zuordnen ließen, wurden sie 1995 zugunsten des Bundeshaushalts veräußert.
Vor der Veräußerung durch die Treuhandanstalt war nach den Eigentümern intensiv gefahndet worden, wie die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin mitteilte. Allerdings habe sich die Herkunft der über Jahre angehäuften Wertsachen nicht mehr ermitteln lassen. Die gestohlenen Schätze sollten zugunsten der DDR-Staatskasse versilbert werden. Dazu sei es aus bis heute nicht geklärten Gründen aber nie gekommen.
Die Berliner Justiz betonte, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, daß die von der DDR-Tresorverwaltung verwahrten Gegenstände und Wertsachen auf geheimnisvollen Wegen in dunklen Kanälen versickert seien. Die Behörde widersprach damit insbesondere Spekulationen, wonach sich DDR- Funktionäre mit solchen Wertsachen bereichert hätten.
Vollständig hätten sich auch die über 21 Tonnen Goldbarren im Wert von 400 Millionen Mark bei der DDR-Staatsbank wiedergefunden. Das Gold sei von der DDR bei der Londoner Goldbörse gekauft worden, um im Fall des Staatsbankrotts verpfändbare Reserven zu haben. Aber auch zu dieser Verwertung kam es offenbar nicht mehr, obwohl die DDR- Wirtschaftslenker in einem Geheimpapier kurz vor dem Fall der Mauer die bevorstehende Zahlungsunfähigkeit des zweiten deutschen Staates festgestellt hatten. Das DDR-Gold wurde den Angaben zufolge auf Weisung des damaligen Bonner Finanzministers Theo Waigel zugunsten des Bundeshaltes „verwertet“, wie es hieß.
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