: Machtwechsel bei der UCK
■ Der Hardliner und Gegner der Kosovo-Verhandlungen von Rambouillet, Adem Demaci, tritt zurück. Pendeldiplomatie geht weiter. Neue Kämpfe zwischen Albanern und Serben im Kosovo
Pristina/Belgrad/Bonn (dpa/rtr) – In der Führung der Kosovo-Albaner haben sich eine Woche nach der Konferenz von Rambouillet die Befürworter des internationalen Friedensplanes durchgesetzt. Der als kompromißloser Verfechter einer harten Linie geltende politische Vertreter der UCK, Adem Demaci, trat gestern zurück. Der 64jährige begründete seinen Rücktritt damit, daß er nicht mehr Gegenstand der Zerwürfnisse innerhalb der UCK sein und eine Spaltung vermeiden wolle. Er warf einigen UCK-Mitgliedern vor, den Friedensplan von Rambouillet anzunehmen und damit den Kampf der Kosovo-Albaner um Unabhängigkeit zu verraten. Demaci hatte sich gegen die Teilnahme an den Kosovo-Friedensgesprächen ausgesprochen. Diplomaten äußerten die Befürchtung, Demaci könne jetzt versuchen, radikale Kräfte der UCK abzuwerben.
Zuvor hatte die UCK den Leiter ihres politischen Direktorates, Hasim Thaqi, als Chef der geplanten Regierung für den Kosovo benannt. Die UCK und zwei politische Parteien der Kosovo-Albaner hatten sich in Rambouillet auf die Bildung einer Regierung geeinigt. Sie soll die Parlamentswahlen im Kosovo vorbereiten, die gemäß dem Friedensplan der Kontaktgruppe abgehalten werden sollen.
Unterdessen traf der Vorsitzende der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Knut Vollebaek, in Priština ein. Er sollte dort mit Kosovo-Albanern zusammentreffen, um die Verhandlungen vorzubereiten, die ab dem 15. März fortgesetzt werden. Vollebaek sagte, am Vorabend habe er Jugoslawiens Präsidenten Slobodan Milošević die Probleme erläutert, die sich für die OSZE bei der Umsetzung des Friedensplanes stellen würden. Milošević hatte dabei erneut die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe abgelehnt.
Der US-Gesandte Christopher Hill und der Sondergesandte der Europäischen Union, Wolfgang Petritsch, trafen zu Gesprächen in Belgrad ein. Hill sollte dort Milošević und Vizepräsident Vuk Drašković treffen. Auch Petritsch sollte mit Drašković sowie dem für den Kosovo zuständigen stellvertretenden Ministerpräsidenten Nikola Sainović zusammenkommen.
Im Westen und Südosten des Kosovo kam es gestern zu neuen Kämpfen. Das serbische Medienzentrum berichtete, UCK-Kämpfer hätten am Morgen Einheiten der jugoslawischen Armee angegriffen, um bei dem Grenzort Djeneral Janković einen Korridor nach Mazedonien zu erkämpfen. Bei Klina wurde eine jugoslawische Armeekolonne beschossen. Das kosovo-albanische Informationszentrum KIZ berichtete dagegen, serbische Einheiten hätten einen Angriff auf Stellungen der Untergrundarmee UCK gestartet. Die Dörfer Krivenik und Pustenik seien unter Granatbeschuß.
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