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Ein Diamant zwischen Jenga-Blöcken

Die Holzhafen-Bebauung ist abgesegnet. Noch in diesem Jahr Baubeginn  ■ Von Gernot Knödler

Ein freistehendes kristallines Wohnhaus wird die beiden geplanten Büroblöcke am Holzhafen zwischen England-Fähre und Greenpeace-Speicher miteinander verbinden. Der entsprechende Entwurf ist jetzt vom Altonaer Stadtplanungsausschuß gebilligt worden. Damit ist der Weg frei für einen Baubeginn noch in diesem Jahr. Die erste Baugenehmigung würden die Projektentwickler Büll & Liedtke „demnächst im Briefkasten“ finden, versprach Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer gestern. Neben dem Holzhafen-Ensemble soll eine Reihe weiterer Vorhaben am Hafenrand noch 1999 in Angriff genommen werden.

Um die Holzhafen-Bebauung war fast fünf Jahre lang gestritten worden. Eine Bürgerinitiative versuchte zu verhindern, daß der Blick auf die Elbe durch 28 Meter hohe Büroklötze verbaut wird und sammelte 20.000 Unterschriften dagegen. Im vergangenen Sommer stellte der Rotterdamer Architekt Kees Christianse daraufhin einen veränderten Entwurf vor, der die Backsteinklötze verkürzte und in eine Struktur auflöste, die an das Geschicklichkeitsspiel „Jenga“ erinnert: Zwischen senkrechte Scheiben sind waagerechte Klötze gehängt, die aber weniger als die halbe Höhe und die halbe Tiefe der Scheiben einnehmen und gegeneinander versetzt sind. Auf diese Weise entstehen Lücken durch die der Spaziergänger vom Elbhang auf den Strom schauen kann.

Der Wunsch, Blickachsen zu öffnen, bestimmte auch die Gestalt des Wohnturmes zwischen den Büroblöcken: Der Basis-Grundriß, ein Parallelogramm, wurde so beschnitten, daß das Gebäude allen Wohnungen Elbblick bietet. Eine gläserne Hülle aus prismenartig aneinandergesetzten Flächen hängt vor der eigentlichen Fassade. Sie soll den Lärm des Hafens abhalten, so daß die künftigen MieterInnen nicht gegen die Werften und Umschlagplätze klagen können. Das Ganze sieht aus wie ein riesiges Surf-Segel und steht auf einer Tiefgarage mit 400 Plätzen.

Das Projekt ist Teil eines wahren Baubooms am Hafenrand: Ebenfalls von Büll & Liedtke werden die beiden Häuser gegenüber vom Greenpeace-Speicher umgebaut: In das westliche kommen Wohnungen, ins östliche Büros; das traditionsreiche Musikstudio Hafenklang bleibt. Das Stadtlagerhaus neben Greenpeace wird aufgestockt und mit Wohnungen versehen.

Noch in diesem Jahr soll das Kühlhaus unterhalb des Altonaer Balkons für den Fischmarkt Hamburg Altona umgebaut werden. Am Elbhang dahinter wird mit einem Internet-Campus begonnen werden, in dem sich die Firma Netlife um die Sicherheit im Internet-Handel kümmern will. Am Westkai, vom Augustinum stadteinwärts, wird eine Poldergemeinschaft aus Hamburger Firmen fünf U- und L-förmige Gebäude vorwiegend für Büros errichten. Während hier bereits ein Bauvorbescheid erging, wird über eine Verlängerung des Fährterminals noch gestritten. Wie der zunehmende Verkehr auf der Großen Elbstraße bewältigt werden soll, ist offen.

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