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Wie ein Phoenix aus der Asche

■ Heiße Diskussionen um den Wiederaufbau des Freizis Neustadt

„Die spinnen ja, die Kleinen!“ Nachdem die „Zukunftswerkstätten“ für den Wiederauf- und Umbau des Jugendfreizeitheims Neustadt so prima verlaufen waren (die taz berichtete), gerieten beim ges-trigen zweiten Planungszirkel jüngere und ältere Jugendliche aneinander: Aus den drei Vorschlägen der älteren Jugendlichen, der Mädchen und der jüngeren Freizibesucher für die Umgestaltung des Freizis sollten sie einen Kompromiß erarbeiten, mit dem Architekt Ekkehart Sielman den Bauplan zeichnen und die Kosten kalkulieren kann.

Anfangs verlief jedoch noch alles friedlich. Etwa 25 Jungen und Mädchen hatten sich eingefunden, um zu diskutieren und eine gemeinsame Lösung zu finden. „Wir wollen auf keinen Fall auf einen Mädchenraum verzichten“, bekräftigte die 17jährige Nadine die Position der Mädchen. „Wir Jungs wollen unbedingt einen Fitnessraum,“ beschreibt dagegen Irfan, 14, das Hauptanliegen der Jungen. Eine Disco aber wollen sie alle. Und ein Essensangebot, Computer und Spielräume. Zu Beginn des Planungszirkels stellten alle Gruppen noch einmal die Pläne ihres Wunschfreizis vor. Erster Unmut kam auf, als der Plan der Mädchengruppe auf dem Overhead-Projektor lag. „Dann kommen wir bald gar nicht mehr, die Mädchen machen sich viel zu breit!“ verlautete aus dem aufgebrachten männlichen Stimmengewirr. Doch auch einige Mädchen stimmten der Kritik zu: „Die Jungs brauchen doch auch mal ihre Ruhe“, meint die 14jährige Shpressa.

Dann kehrte erst einmal wieder Ruhe ein, denn die ersten Pläne des Architekten Ekkehart Sielmann gefielen allen gleich gut. Eine Glaskuppel über dem Mittelbereich kann er aus Kostengründen nicht realisieren. Ein hochgestelltes Dach – wie ein Autoschiebedach– mit Seitenwänden aus Glas schlägt Sielmann als Kompromiß vor. So sei der Innenbereich, in dem ein Internetcafé geplant ist, schön hell. Eine Galerie bietet weitere Nutzungs- und Sitzgelegenheiten. „Das ist für mich der Himmel: hell und luftig. Die Disco dagegen ist die Hölle“, so der Architekt. Die nämlich soll in einem fensterlosen runden Anbau mit zwei Ebenen einquartiert werden – dem „Discobunker“.

Großen Ärger und wildes Geschrei gab es dann aber bei der Raumaufteilung. Schließlich ging es jetzt darum, einen gemeinsamen Raumplan zu entwerfen. Wohin mit Mädchen- und Jungenraum, mit Billard, Kicker und Computern? Mit aufgebrachten Gesten und lautem Geschrei versuchte jede Gruppe ihre Interessen durchzusetzten. Dabei sollten sie sich nur auf grundlegende Dinge einigen, damit der Architekt weiß, wo er Wände herausnehmen muß, und wo welche gezogen werden müssen.

Nach heißen Diskussionen und dem stetigen Hinweis der BetreuerInnen, daß Feinheiten auch später noch diskutiert werden können, einigte man sich soweit, daß der Architekt nun im Endspurt seinen Bleistift spitzen kann. Am 17. März nämlich soll der entgültige Bauentwurf von den Jugendlichen gebilligt werden, damit das Freizi in der Thedinghauser Straße bald wie „ein Phoenix aus der Asche“ steigen kann – so jedenfalls hat es Eckehart Sielmann auf seinem Entwurf für die Dachkonstruktion vermerkt. kag

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