Konkurrenz beim grünen Strom

Welcher Stromanbieter ist denn nun der billigste im ganzen Land?  ■ Von Gernot Knödler

Marktwirtschaft ist anstrengend. Sitzen wir seit der Liberalisierung des Telefonmarktes mit Gebührentabellen vor den Apparaten, geht jetzt die Rechnerei beim Strom los. Selbst wer sich bereits für grünen Strom entschieden hat, muß knobeln. Denn ob der Ökostrom der gleichnamigen Handels-AG billiger kommt, oder der Saft der HEW-Shell-Tochter Newpower, ist nicht leicht zu durchschauen.

„Ich zahle seit 1. März 34 Pfennige pro Kilowattstunde plus Mehrwertsteuer“, sagt Heinz Otto, Windkraft-Aktivist und zweiter Ökostrom-Tarifkunde in Hamburg. Damit komme er billiger weg als mit dem Angebot von Newpower. Zur Verwirrung hatte beigetragen, daß in den beiden taz-Artikeln über Ökostrom und Newpower jeweils von Aufschlägen zum Strompreis die Rede war, die sich aber nicht vergleichen lassen:

Die 10,58 Pfennige Aufschlag bei Ökostrom werden direkt an die HEW (Hamburgische Electricitätswerke) weitergeleitet, dafür daß die HEW den grünen Strom durch ihr Netz leiten. Die 9,2 Pfennige, die Newpower verlangt, sind ein Öko-Aufschlag. „Grüner Strom ist teuer“, behauptet HEW-Sprecher Mario Spitzmüller: Anlagen, mit denen der Ökostrom hergestellt werde, seien vergleichsweise ineffizient, es würden kleinere Mengen erzeugt als beim konventionellen Strom, und der grüne Strom sei nicht gleichmäßig verfügbar – es gibt Tage, an denen nicht die Sonne scheint. Überdies wolle Newpower neue Anlagen zur Erzeugung regenerativen Stroms bauen.

Die beiden ersten Anbieter auf dem Ökostrom-Sektor für Tarifkunden (kleine Kunden) rechnen mithin unterschiedlich: Newpower will auf den normalen Strompreis von 27,3 Pfennigen pro Kilowattstunde einen Ökozuschlag von 9,2 Pfennigen addieren, macht 36,5 Pfennige netto, einschließlich der Mehrwertsteuer rund 43 Pfennige pro Kilowattstunde. Dazu kommt pro Jahr eine Zählergebühr von 60 Mark und ein Leistungspreis von 48 Mark im Jahr.

Ökostrom rechnet nach Angaben seiner Sprecherin Salke Böttcher zum Einkaufspreis für den Strom, die Verwaltungskosten und die Konzessionsabgabe an die Stadt. Dazu kommen die Gebühr für die Netzbenutzung, die Mehrwertsteuer und die Zählergebühr, jedoch kein Leistungspreis. Am Ende landet Ökostrom bei rund 39 Pfennigen pro Kilowattstunde plus 60 Mark im Jahr. Das sei knapp kalkuliert, gibt Böttcher zu. „Wir hoffen, daß die Energieversorgungsunternehmen vom Durchleitungspreis runtergehen müssen.“

Bei einem Drei-Personen-Haushalt mit rund 70 Quadratmetern zum Wohnen, den Newpower für typisch hält, kommen im Hamburger Durchschnitt 2600 Kilowattstunden im Jahr zusammen. Ökostrom verlangt dafür 1074 Mark, Newpower 1226 Mark – laut Spitzmüller rund 20 Mark monatlich mehr als eine normale Stromrechnung. Bei höherem Verbrauch nähern sich diese rundungsfehlerbehafteten Preise einander an.