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Lernen statt warten

Das Projekt Quas in Eidelstedt kümmert sich um SchulabgängerInnen, die auf dem freien Lehrstellenmarkt keine Chance hätten  ■ Von Kristina Maroldt

Die Entscheidung war eigentlich eine Notlösung: Daniela hatte den Realschulabschluß nicht geschafft, ihr Abgangszeugnis war für eine Bewerbung zu schlecht. „Da habe ich mir gedacht: Bevor ich gar nichts mache, probier ich mal das mit Quas aus“, erzählt die 17jährige. Das Kürzel Quas steht für ein Hamburger Modellprojekt, das seit dem 1. März 1997 noch nicht ausbildungsfähige SchulabgängerInnen auf eine Berufsausbildung vorbereitet. „Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger“, lautet der volle Titel des Programms.

Jugendliche wie Daniela, die gar keinen oder nur einen schwachen Abschluß vorweisen können, haben auf dem gespannten Hamburger Ausbildungsstellenmarkt momentan kaum eine Chance. Denn wer erst einmal ein Jahr oder länger ohne jede Aussicht auf eine Lehrstelle zu Hause sitzt, verliert schnell den Anschluß an die betriebliche Realität, an die Regeln, die in einem Unternehmen herrschen und die man auch als Azubi einhalten muß. Eine Tatsache, die die weitere Stellensuche nicht gerade erleichtert.

Daniela macht deshalb seit August 1998 ein über Quas vermitteltes Praktikum in einer Eidelstedter Zweiradwerkstatt. Hier lernt sie, wie sie Naben und Tretlager zerlegen kann oder Mofas und Motorroller überholt. Und sie bekommt etwas vom Arbeitsalltag des Betriebs mit. Parallel dazu besucht die 17jährige die Berufsschule, bekommt dort neben Deutsch, Mathematik und Politik auch berufliche Grundkenntnisse vermittelt.

Jugendliche ohne einen Schulabschluß können im Rahmen von Quas auch den Hauptschulabschluß nachholen. Das Eidelstedter Projekt, an dem Daniela teilnimmt, weist allerdings noch eine Besonderheit auf: „Angesichts der schwierigen sozialen Situation hier in Eidelstedt haben wir beschlossen, die Praktikumsvergabe nicht wie üblich nach fachlichen Kriterien durchzuführen, sondern nach regionalen“, erklärt Hartmut Schulze, Schulleiter der Berufsschule vor Ort. Quas-Eidelstedt wendet sich somit ausschließlich an Jugendliche des Stadtteils und vermittelt diese nur an regionale Betriebe.

Der Vorteil dieses Prinzips liegt auf der Hand: Die Jugendlichen behalten den Kontakt zu ihrer alten Schule und den sozialen Einrichtungen des Stadtteils. Außerdem besteht durch die örtliche Nähe die Möglichkeit einer besonders engen Kooperation zwischen den einzelnen Partnern des Projekts: den Allgemeinbildenden Schulen, der Berufsschule Eidelstedt, dem Stadtteilbüro und den Betrieben.

Der Erfolg des Eidelstedter Sonderwegs läßt sich bereits nach einem halben Jahr erkennen: Neun der 26 Jugendlichen, die im August vorigen Jahres ihre Praktika begonnen haben, wurde bereits ein Ausbildungsplatz im Praktikumsbetrieb fest zugesagt. Eine solche Vermittlung in ein Ausbildungsverhältnis ist das Hauptziel von Quas. Hartmut Schulze sieht denn auch in der Eidelstedter Bilanz ein „Signal für andere Stadtteile“, es mal auf die wohnortbezogene Weise zu versuchen.

Auch Danielas Entschluß, das Eidelstedter Projekt auszuprobieren, wurde belohnt: Am 1. August dieses Jahres wird die junge Frau eine Ausbildung als Fahrradmechanikerin in einem Eidelstedter Betrieb beginnen. Für Daniela ist das die Ideallösung. Denn: „Fahrradmechanikerin wollte ich eigentlich schon immer werden.“

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