: Brasilien einigt sich mit dem IWF
■ Staatsausgaben und Importe sollen kräftig sinken. Wirtschaftsexperten kritisieren, die Ziele seien unrealistisch
São Paulo (AFP) – Für die Auszahlung eines weiteren Kredits des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 9,3 Milliarden Dollar hat Brasilien sich am Freitag verpflichtet, das Defizit des Staatshaushaltes auf drei Prozent des Bruttoinlandprodukts zu senken. Das wären etwa 16 Milliarden Dollar. Bis zum Jahresende soll die Landeswährung, die seit Januar mehr als 40 Prozent ihres Wertes verlor, mit 1,75 Real je US-Dollar bewertet werden. Der neue Notenbankchef Arminio Fraga hatte kürzlich in einer ersten Amtshandlung den Zinssatz für Tagesgelder von 39 auf 45 Prozent angehoben, um Inflationsgefahren zu bannen und den Real zu stützen. Daraufhin verbuchte die Devise am Freitag mit acht Prozent den kräftigsten Zugewinn seit zehn Tagen und konnte sich mit 1,99 Real je Dollar unter der psychologisch wichtigen Marke von zwei Real je Dollar halten.
Wirtschaftsexperten halten die Ankündigung der Regierung für unrealistisch, dieses Jahr einen Außenhandelsüberschuß von elf Milliarden Dollar zu erreichen. Dafür müßten die Importe drastisch um mehr als zwei Drittel des derzeitigen Umfangs gesenkt werden. „Ein Überschuß in dieser Größenordnung ist eine sehr optimistische Hypothese“, sagte Brasiliens Ex-Wirtschaftsminister Mailson de Nobrega.
Brasiliens Finanzminister Pedro Malan bezeichnete die Einigung mit dem IWF als „wichtigen Schritt“ auf dem Weg, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Gemeinsam mit Zentralbankchef Arminio Fraga wird Malan in den kommenden Tagen bei internationalen Banken in den USA, Europa und Japan über die Verlängerung wichtiger Kreditlinien verhandeln.
Weitere Einzelheiten des Kreditabkommens mit dem IWF sollen heute bekanntwerden. Im November hatte der IWF ein 41,5 Milliarden Dollar teures Hilfspaket für Brasilien geschnürt. Neun Milliarden Dollar wurden bereits ausgezahlt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen