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Der Senat verschläft den Arbeiteraufstand

■ Die Fertigstellung des Denkmals zum 17. Juni ist fraglich. Senatsbeschluß zum Wettbewerb kritisiert

Berlin scheint wenig wettbewerbsfähig zu sein. Nachdem der Senat vor fünf Wochen beschlossen hat, nicht den ersten, sondern den zweitplatzierten Entwurf des Wettbewerbs zum Denkmal zum Arbeiteraufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 zu verwirklichen, ist derzeit offen, ob das Denkmal wie geplant zum 46. Jahrestag fertig wird. „Wir haben Probleme mit den Baustelleneinrichtungen“, sagte gestern die Sprecherin der Bauverwaltung, Petra Reetz. Derzeit werde geprüft, wann mit der Umsetzung des Entwurfs des Berliner Künstlers Wolfgang Rüppel begonnen werden kann.

Danach soll vor dem künftigen Bundesfinanzministerium an der Leipziger Straße eine in Glas geätzte Fotografie der Juni-Demonstration als Bodenintarsie an den niedergeschlagenen Aufstand erinnern. Ursprünglich hatte sich die Jury für den Entwurf der Berliner Künstlerin Katharina Karrenberg entschieden, nach dem am Leipziger Platz ein Schriftband aus 467 Scheinwerfern mit Texten und Fotografien in den Boden eingelassen werden sollte. Aufgrund der Bauarbeiten am Leipziger Platz hätte aber mit diesem Modell der Termin für die Einweihung erst recht nicht eingehalten werden können. Außerdem war der Spruch „Wer bin ich, daß ich sagen könnte: Eine heroische Tat“ auf heftige Kritik gestoßen.

Jetzt haben über fünfzig namhafte Künstler, Museumsfachleute und Kulturexperten in einem offenen Brief an den Senat Partei für Karrenbergs Entwurf ergriffen. „Der Beschluß legt die Vermutung nahe, daß hier nicht nur ein unliebsamer Entwurf zurückgewiesen wird, sondern auch eine inhaltliche Debatte um den 17. Juni verhindert werden soll“, heißt es. Die Schnelligkeit, in der die Entscheidung gefällt wurde, stehe in keinem Verhältnis zur ausführlichen Erarbeitung der Juryempfehlung.

Die Sprecherin der Bauverwaltung weist die Kritik als „unfair“ zurück. Zum einen sei der Wettbewerbsauslober nicht an die Realisierung des erstplatzierten Entwurfes gebunden. Zum andern habe der Senat mit seiner Entscheidung auf „Irritationen“ reagiert. Außerdem solle eine jahrelange Diskussion wie zum Holocaust-Denkmal vermieden werden. Das sieht die Geschäftsführerin der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst, Leonie Baumann, anders: „Man muß sich nicht unter Zeitdruck setzen.“ Man könne nicht auf die Schnelle eine Entscheidung über etwas treffen, „mit dem wir in den nächsten Jahrzehnten zu tun haben“. Die Unterzeichner des Briefes planen eine Dokumentation zum Thema „Was kann ein Denkmal?“ und zum Umgang mit Wettbewerbsjurys. Barbara Bollwahn de Paez Casanova

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