■ Standbild: Ganz normale Promo
„Spiegel-TV-Reportage: Tic Tac Two“, 23.10 Uhr, Sat.1
Tic Tac Two alias Tic Tac Toe beweisen, daß Popskandale in Deutschland leider immer noch so exotisch sind wie die dunklere Hautfarbe der jungen Frauen. Gut, sie waren für kurze Zeit die angesagteste deutsche Retorten-Teenieband. Und ja, die Enthüllungen über das Vorleben von Sängerin Lee und das Zerwürfnis mit Sangeskollegin Ricky waren so noch nie an die Öffentlichkeit gezerrt worden. Doch das ist knapp zwei Jahre her.
Jetzt ist an Rickys Stelle eine Arzttochter namens Sara aus Datteln getreten, und die neue Single erscheint. Toll! Aber was sollte an der abgestandene Plörre die Story sein?
„Noch drei Tage, dann kommt die Single in die Läden“ vielleicht? Davor mußten Sara@TicTacTwo auf Interview-Tour, und Sara durfte bei Harald Schmidt auftreten. Auch dem Filmautor schien klar zu sein, daß das eigentlich ganz normale Promotion ist. Doch mochte er auch dem „Spiegel“ im Reportagetitel gerecht werden und dem stinknormalen Treiben einen menschenunwürdigen Aspekt abgewinnen. Schließlich sind auch Tic Tac Two nur ein „marktgerechtes Kunstprodukt“.
Wann findet man sich in Deutschland endlich damit ab, daß viele Songs marktgerechte Kunstprodukte sind und deswegen so gut funktionieren? Und soll man sich einfach noch mehr saufende, koksende, hurende Teeniebands wünschen, damit aus Tic Tac Two nicht noch ein eigenes Reportage-Genre erwächst: die nächste Single, Jazzy heiratet, Lee hat doch drei Wochen länger im Puff gearbeitet als angenommen, Sara versucht's solo, 20 Jahre Tic Tac Two... Wunderbare Anlässe für endlose Exkurse. Oder um es im zynischen Jargon der Band zu sagen: „Definitiv 'ne Marktlücke.“ Heike Blümner
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