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■ QuerbildFrench Kiss

Es würde wahrscheinlich mehr als zwei Kinostunden dauern, sich an alle Filme zu erinnern, die dem gleichen Grundprinzip folgen wie Lawrence Kasdans Komödie French Kiss: Die Hauptfigur verschlägt es in ein fremdes Land, in dem sie mehr oder weniger mittel- und sprachlos ein Problem zu lösen hat, wobei dann irgendwann ein Einheimischer zur Hilfe kommt. Genre-übergreifend diente und dient diese Grundstruktur verschiedensten Filmen als klassisches Vehikel, um zum Beispiel panische Hilflosig- und Einsamkeit mitten unter Menschen zu vermitteln oder als Plateau kulturüberschreitender Fröhlichkeit.

Diesmal ist es Meg Ryan als prüde Middleclass-Amerikanerin Kate, die, bestohlen und ohne Sprachkenntnisse, in Frankreich ihrem untreuen Verlobten nachjagt. Den Franzosen Luc, ihren charmant-durchtriebenen „Helfer“, der natürlich seinen ganz persönlichen (und kriminellen) Vorteil verfolgt, bis sie sich schließlich ineinander verlieben, spielt Kevin Kline.

Ein alter Witz, wie gesagt, doch der Charme dieser Version liegt neben den bei Kasdan üblichen exzellenten Schauspielern gerade im Stellenwert eben dieser rahmenhaften Grundstruktur. Denn das tausendmal benutzte Geschichtengerüst wird hier derartig oft auf komische Weise direkt ausgestellt, daß es als ausgewiesene Spielfläche von Regisseur und Schauspielern selbst auf sich aufmerksam macht.

Kevin Kline und Meg Ryan bedienen sichtlich amüsiert aber auch jedes Klischees, das die verklemmt-verzweifelte Amerikanerin und der schmierig-halbkriminelle Franzose aus gutem Hause in dieser Kombination hergeben. Hier, wo kaum etwas in der Entwicklung der Geschichte überraschen kann oder soll, triumphiert der offensichtliche Spaß daran, gut bekannte und liebgewonnene Konstellationen auszuspielen. Natürlich ist Kates Kofferdieb in Paris ein Freund von Luc, und ebenso selbstverständlich klärt der Franzose die Amerikanerin schon beim ersten Aufeinandertreffen über ihre sexuellen Probleme auf.

Diese verspielte Selbstkommentierung gipfelt schließlich in einem Grenzen-Spiel mit den stereotypisierten Nationalitäten. Da erklärt sich Kate ständig als „ehemalige US-amerikanische Kanadierin in spe“ bis sie am Ende doch gesteht: „Genaugenommen bin ich staatenlos“, und Frankreich verfließt mit Amerika, wenn Louis Armstrong „La Vie En Rose“ singt. Dabei scheint French Kiss kein Ende finden zu wollen – noch im Abspann streiten sich Kate und Luc über das Herkunftsland eines Schlagers, und schließlich singt Kevin Kline wundervoll „La Mer“, die französische Version von „Sailing“.

Jan Distelmeyer

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