Tote bei Anschlägen im Kosovo

■ Heute werden in Paris die Verhandlungen über die Zukunft der serbischen Provinz fortgesetzt. Die UÇK will über die Umsetzung des Abkommens reden, doch Belgrad gibt sich unnachgiebig

Priština/Belgrad (dpa) – Mit drei Bombenanschlägen ist die Gewalt im Kosovo kurz vor der Fortsetzung der Friedensgespräche für die Krisenprovinz in eine neue Phase getreten. Mindestens sechs Menschen starben, viele wurden verletzt, als die Sprengsätze am Samstag mittag im sorglosen Getümmel des Wochenendeinkaufs detonierten. Ein Opfer ist ein zwei Jahre altes Mädchen. Überwiegend Albaner, aber auch Serben und Roma sind unter den Toten und Verletzten. Nach den früheren Überfällen auf Lokale und Bars ist dies eine neue Dimension.

Die Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verurteilte die Anschläge in Podujevo und Kosovska Mitrovica als Terror. „Dieser terroristische Akt zeigt uns erneut, daß es umgehend ein internationales Abkommen geben muß, um diesen Konflikt zu beenden“, hieß es in einer Erklärung der OSZE.

In Paris gehen heute die Verhandlungen über die Zukunft der serbischen Provinz in die zweite Runde. Die Europäische Union (EU) verlangte am Wochenende eine schnelle Unterzeichnung des Friedensplans der Kontaktgruppe, der einen Aufbau neuer demokratischer Institutionen, eine Entwaffnung der kosovo-albanischen Untergrundarmee UÇK, einen weitgehend serbischen Truppenrückzug und eine Friedenstruppe für das Kosovo vorsieht.

Die Albaner-Delegation wolle heute sofort das Abkommen unterzeichnen und dann nur noch über eine Umsetzung der Vereinbarungen sprechen, die in der erste Runde in Rambouillet bei Paris ausgehandelt wurden, sagten politische Vertreter der Kosovo-Albaner vor ihrem Abflug in Priština. Das findet die Zustimmung der internationalen Unterhändler, trifft aber auf entschiedenen Widerstand der Delegation aus Belgrad. Die Unterschrift würde zugleich den Weg für erheblichen politischen und militärischen Druck auf Belgrad freimachen.

Serbische Politiker haben die Ergebnisse der ersten Konferenz von Rambouillet, wo in einigen politischen Punkten Einigungen erzielt wurde, grundsätzlich in Frage gestellt. Vor allem seine ablehnende Haltung zur Nato-geführten Friedenstruppe für das Kosovo hat der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević in den vergangenen Tagen allen nach Belgrad angereisten ausländischen Politikern deutlich gemacht. „Kosovo kann am Verhandlungstisch nicht verloren werden, auf dem Boden natürlich ja“, schrieb die regierungstreue Belgrader Zeitung Politika am Sonntag. Der Staatsrundfunk stimmt auf den Auftakt der Konferenz ein: „Wir geben keinen Fußbreit des Kosovo her.“