piwik no script img

„Keine vernünftigen Lageberichte“

■ „Pallas“-Ausschuß: Nordfriesische Kommunalpolitiker kritisieren Katastrophenbewältigung durch Umweltministerium

Wegen seines Umgangs mit der „Pallas-Havarie“ ist das schleswig-holsteinische Umweltministerium in die Kritik nordfriesischer Kommunalpolitiker geraten. Vor dem Untersuchungsausschuß des Landtages in Kiel beklagte der Husumer Landrat Olaf Bastian (CDU) gestern fehlende Lageberichte und unklare Zuständigkeiten nach der Strandung des am 6. November zum Wrack erklärten Holzfrachters vor der Nordseeinsel Amrum.

Er widersprach der Aussage von Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne), wonach „Notfallalarmpläne“ für solche Krisenfälle unterhalb der Katastrophe Informationswege und Zuständigkeiten regelten. „Diese Pläne sind mir nicht bekannt“, sagte Bastian.

Nach seinem Eindruck habe es Kompetenzstreit zwischen Innen- und Umweltministerium gegeben, sagte der Landrat. Das Innenministerium habe „auf Arbeitsebene“ versucht, den Kreis trotz fehlender rechtlicher Voraussetzungen zum Ausrufen des Katastrophenfalles zu drängen, damit es selbst die Federführung übernehmen könne.

„Es gab keine Informationen mehr“, sagte Bastian zu den ersten Tagen nach dem 6. November, als größere Ölanlandungen drohten. „Da sind zeitnah in einer krisenhaften Situation keine vernünftigen Lageberichte rübergekommen.“ Man habe sich Informationen holen müssen. „Zu meinem Erschrecken stellte ich fest, daß die Vorstellungen sehr vage waren“, sagte Bastian zu einem Lagegespräch am Telefon mit dem zuständigen Abteilungsleiter im Umweltministerium, Dieter Kesting. Die Struktur der Zusammenarbeit zwischen den Einsatzstellen des Ministeriums und den Kräften vor Ort sei ebensowenig klar definiert gewesen wie die Aufgabenabgrenzung. Schwere Folgen der von ihm angeführten Defizite benannte Bastian allerdings nicht.

Der Vorsteher des Amtes Föhr/Land, Nickels Olufs, hielt dem Staatlichen Umweltamt Schleswig vor, es sei auf den Umgang mit angelandetem Öl schlecht vorbereitet gewesen. Auch er sah unklare Zuständigkeiten: „Wir wußten nicht, wohin mit dem Öl und wer die Kosten übernimmt.“ Umweltminister Steenblock, erklärte Olufs, habe den Kontakt zu ihm gesucht. Er habe aber den Eindruck gewonnen, „daß seine Mitarbeiter nicht immer mitziehen“.

Ebenso wie sein Amtskollege Jürgen Jungclaus von der benachbarten Insel Amrum stellte Olufs trotz allen Ärgers zur heutigen Lage fest: „Die Strände sind jetzt sauber.“ Beide Zeugen bestätigten, daß das Einsammeln des Öls an Land funktioniert habe und auch genügend Kräfte bereitgestanden hätten. dpa

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen