: Unspezifisch: Der Grimme-Preis „Spezial“
Zuweilen zieht eine Veränderung die andere zwangsläufig nach sich. Nach der Statutenreform des letzten Jahres, die für die Hauptjury des Grimme-Preises klarere Kategorien fand, wirkte der „Spezial“-Preis in diesem Jahr unspezifischer denn je. Dabei ist gerade dieser Preis eine wirklich besondere Einrichtung: Ganz frei von allen Kategorierastern wie „beste Kamera“, „bester Schnitt“, „beste Maske“ etc. soll die Jury auf televisionäre Entdeckungsreise gehen. Soll hier eine besondere Kamera- Handschrift sehen, dort ein bemerkenswertes Talent erahnen oder ein beachtlich üppiges Gesamtschaffen würdigen. Soweit die Theorie.
Praktisch gehen in diesem Freiraum vor allem die handwerklichen Kategorien verlustig. Denn die Grimme-Jury beruft sich bei ihrer Preisfindung in erster Linie auf Vergleiche innerhalb des akribisch gesichteten Nominierungs-Pannels. Was aber tun, wenn überhaupt nur eine „Kamera“ nominiert ist? Aus dem eigenen Gedächtnis vergleichen? Um dem Vorwurf der Beliebigkeit zu entgehen, vorsichtshalber gar nicht erst auszeichnen? Oder erst recht, weil's doch so sehr dem Geist des Spezial-Preises entspricht?
Vielleicht war es ein bißchen übereifrig, dem Simultanübersetzer Jürgen Stähle für seine zugegeben herausragende Leistung gleich das Superlativ eines Grimme-Goldes anzuhängen. Es entsprach aber der Erleichterung einer Jury-Mehrheit, die unendlich froh war, endlich mal eine so fernseh-spezifische Spezialleistung vorgelegt bekommen zu haben. Eine Konkurrenz hatte Stähle freilich nicht. Die Juroren des „Spezial“ haben deshalb beim Preisstifter am Ende ihrer Sitzung eine Neuordnung dieses Preises angemahnt. Man notierte es in Marl mit wohlwollendem Interesse.
Weitere Preise gingen an Anke Engelke für ihre Auftritte in der Sat.1-“Wochenshow“ und an den Dokumentarfilmer Thomas Schadt für seine drei 1998er Filme. Klaudia Brunst
Die Autorin war Jurorin im „Spezial“
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