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KommentarSchrödingers Vize

■ Wie ein Brief im Architektur-Büro Weisener gerade rechtzeitig auftauchte

Schrödingers Katze ist nur ein Gedankenspiel. Sie sitzt in einem Kasten und wartet auf eine radioaktive Reaktion. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie aufgrund dieser umkommt, steht 50:50. Der Clou daran: Niemand weiß, ob die Katze tot ist, bevor die Kiste geöffnet wird.

Beim FC St. Pauli ist die Lage ganz ähnlich. Niemand kann von sich behaupten, er sei Vizepräsident des Vereins, bevor nicht Weiseners Safe geöffnet wird. Denn erst als sich die Sekretärin des Klubpräsidenten zufällig daran erinnerte, daß darin noch ein Brief des Vize Wolfgang Helbing lagert, wurde offenbar, daß dieser bereits vier Monate zuvor aus dem Amt geschieden war.

Das Verhältnis der beiden Vereins-Fürsten war schon vor der Wahl Helbings zum zweiten Mann im Verein gestört, und an Zeugen mangelt es nicht, die bestätigen können, daß Helbing immer wieder despektierlich und beleidigend über seinen Chef gesprochen hat. Weisener legt aber auch keinen Wert darauf, daß ihm als Mäzen des FC St. Pauli allzu sehr auf die Finger geschaut wird. Da kam ihm das Schreiben vom vergangenen November gerade recht, um den Widersacher im eigenen Nest loszuwerden.

Eine Frage bleibt aber unbeantwortet: Wie schafft es eigentlich Heinz Weisener, ein florierendes Architektur-Büro zu führen, wenn offensichtlich wichtige Briefe über ein Vierteljahr im Geldschrank verstauben? Erst wenn sich Weiseners Safe öffnet, weiß man, wer als nächstes geht – oder was womöglich gebaut wird. Etwa ein Stadion? Eberhard Spohd

Siehe Bericht auf Seite 24

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