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Asbest wirbelt durch Alliiertenwohnungen

■ Bei der Sanierung ehemaliger Alliiertenwohnungen in Spandau wurde durch unsachgemäße Arbeiten Asbest freigesetzt. Gesundheitsamt vermutet zusätzliche Asbestbelastung im Bodenkleber. OFD will vorers

Die Sanierung ehemaliger britischer Alliiertenwohnungen in Spandau hat hochgiftigen Staub aufgewirbelt. Bei der Entfernung von Bodenbelägen wurde in den noch bewohnten Häusern in der Darbystraße vermutlich Asbest freigesetzt. Die Arbeiten in den bundeseigenen Wohnungen werden im Auftrag der Oberfinanzdirektion (OFD) durchgeführt. Gearbeitet wird derzeit in 48 der insgesamt 60 Häuser auf dem Areal.

Zunächst hatten sich die Mieter nur über Pfusch am Bau beschwert. Jetzt ermitteln das Spandauer Gesundheitsamt und das Landesamt für Arbeitsschutz. Grund dafür sind die schlecht ausgeführten Sanierungsarbeiten. In einigen leerstehenden Wohnungen sollten abgenutzte Bodenbeläge aus Flexplatten entfernt werden. Das linoleumähnliche Material enthält Asbest in gebundener Form. Hier hätte es zur fachgerechten Entsorgung schon genügt, die Wohnungstüren zu verkleben und die herausgebrochenen Platten in Plastiksäcken zu verstauen.

Mieter berichteten jedoch von offenen Türen, hingeworfenen Plattenresten und einer Staubschicht auf Treppen und Fluren. Nach einer Prüfung durch das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) wurde das ausführende Unternehmen zunächst durch die OFD abgemahnt und der OFD selbst auferlegt, die Baustelle reinigen zu lassen.

Doch den Mietern droht weitaus mehr Gefahr durch den Kleber, der bei der Verlegung der Platten verwendet wurde. „Bis Donnerstag wären wir davon ausgegangen, daß nach der Reinigung keine übermäßige Gefährdung für Arbeiter und Mieter besteht“, sagte Robert Rath vom Lagetsi zur taz. Inzwischen aber habe eine vom Bundesbauamt in Auftrag gegebene Analyse ergeben, daß der Kleber bis zu 30 Prozent des hochgiftigen Asbests enthält. „Wenn uns das Ergebnis schriftlich bestätigt wird, reichen die jetzigen Schutzmaßnahmen, wenn sie denn endlich befolgt werden, nicht aus. Dann müssen die Platten in Schutzkleidung mitsamt Atemschutzmaske in fugendichten Räumen abgetragen werden“, erklärte Rath. Das wäre im bewohnten Zustand kaum realisierbar. Mieter müßten wohl kurzzeitig umziehen.

In der OFD war man gestern von den neuen Analyseergebnissen überrascht. „Wir haben gerade erst davon erfahren, daß Asbest auch im Kleber in weitaus höherer Menge als in den Platten enthalten sein soll“, sagte OFD-Sprecher Helmut John. Aber: Ruhen sollen die Arbeiten in der Zwischenzeit deswegen nicht. Die Behörde will erst mögliche weitere Sanierungsauflagen abwarten, wie John betonte. „Aber wenn uns das Lagetsi weitere Auflagen macht, werden wir sie natürlich erfüllen.“

Überrascht vom Asbestfund in der Darbystraße dürfte die OFD eigentlich nicht sein. Schließlich hatte die OFD schon in der Vergangenheit bei der Sanierung von Alliiertenwohnungen mit verbauten Schadstoffen zu kämpfen.

Noch gestern reagierte auch der Spandauer Stadtrat für Soziales und Gesundheit, Jürgen Vogt (CDU), auf die Beschwerden der Mieter. Er ließ kurz vor der Reinigung der Flure in den Häusern Staubproben sammeln, am Montag sollen Luftproben folgen. Das Ergebnis der ersten Eilanalyse lag bis Redaktionsschluß noch nicht vor. Ilja Weitzel

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