Der einzig wahre Grund

■ Rücktritt Lafontaine: Was wirklich geschah

Der Wahrheit-Redaktion ist ein einseitiger Tonbandmitschnitt eines hochinteressanten Telefonats zugespielt worden: Wir dokumentieren die Aufzeichnung aus dem Kanzleramt, die mit dem Klingeln des Kanzlertelefons beginnt ...

-Henkel. Apparat Schröder.

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-Ach, Herr Finanzminister? Wie gehts Ihnen denn, mein Lieber?

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-Wie bitte? Jemand hat eine tote Katze an ihre Haustür genagelt? Also, nein. Wer macht denn so was?

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-Aber mein lieber Herr Lafontaine. Ich soll was? Also, nein, ich nagele doch keine toten Katzen an fremder Leute Haustüren, ich bitte Sie. Wenn überhaupt, lasse ich nageln, und zwar von Herrn Westerwelle.

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-Wie bitte? Westerwelle hat mit dem Blut der Katze den Namen ihres Sohnes an die Tür gepinselt – wie hieß er noch gleich, der Sohnemann? Richtig, Maurice, ein hübscher Name.

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-Nun ja, Sie haben recht, Herr Lafontaine, Maurice ist ja noch sehr jung. Niemand will, daß ihm etwas zustößt.

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-Aber wie wollen Sie das verhindern, wenn Sie die ganze Woche über hier in Bonn sind und dauernd am Regieren. Ich meine, ein Vater sollte besser bei seinem Sohn sein und aufpassen, daß ihm nichts passiert.

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-Nun ja, was kann passieren? Allerhand kann passieren, Herr Lafontaine. Aber wem sage ich das eigentlich? Ehe man sich versieht, hat man ein Messer im Hals. Ist doch so, oder?

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-Ja eben, und wie schnell ist so ein Lausejunge von seinem Lieblingskletterbaum gefallen? Er kann ja noch nicht wissen, daß man einen Ast vorsätzlich ansägen kann. Auch im Straßenverkehr passiert Kindern schnell mal was. Die Kleinen können ja gar nicht abschätzen, wie schnell so ein Auto fährt und wie plötzlich es die Fahrtrichtung ändert.

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-Wie bitte? Aber, Herr Lafontaine, wie sollte man durch eine Bremsspur Rückschlüsse auf einen Unfall ziehen können, wenn es gar keine Bremsspur geben wird?

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-Ich sehe, Sie haben verstanden ...

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-Ja, das würde ich an Ihrer Stelle auch tun ... noch heute – erst recht, wenn ich einen so süßen kleinen Fratz daheim hätte.

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-Natürlich wird man etwas überrascht sein, nicht nur in Bonn. Aber das kriegen Sie schon hin. Treten Sie zusammen mit Ihrem Sohn vor die Presse, erklären Sie: Sie wären jetzt Privatmann. Und als Privatmann muß man sich ja nicht äußern. Oder sagen Sie, Sie wollten jetzt mehr Maurice und weniger Lafontaine. Das fände ich lustig.

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-Okay. Schlechtes Mannschaftsspiel, wenn Sie unbedingt wollen. Klingt auch nicht schlecht als Begründung, von mir aus sagen Sie das.

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-Wo schlägt das Herz? Ja ja, links, natürlich, wo sonst? Gebongt, dürfen Sie auch sagen.

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-Ja klar, der Gerhard weiß Bescheid, der macht brav mit. Wissen Sie, wir haben ihm ein paar dieser Klamotten geschenkt, die er neulich für diese Lifestyle-Fotos tragen durfte. Der frißt uns aus der Hand.

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-Okay, abgemacht. Die Öffentlichkeit erfährt nichts, bevor Sie sich ordentlich mit Euros eingedeckt haben. Gute Idee, übrigens. Natürlich wird der Kurs nach Ihrem Rücktritt sofort steigen.

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-Leben Sie wohl, Herr Lafontaine. Und grüßen Sie bitte Ihre bezaubernde Frau Gemahlin. Und noch eine Bitte: Lassen Sie Ihren Bengel für die, sagen wir mal, nächsten zwanzig Jahre nicht mehr aus den Augen. Wäre wirklich schade um ihn.

Er legt auf. Das Telefon klingelt erneut.

-Henkel. Apparat Schröder.

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-Ah, der Herr Eichel, schön, daß Sie anrufen ...

Belauscht von Fritz Tietz