: Das „Project Coast“ soll geheim bleiben
Jahrelang versuchte das Apartheid-Regime in streng geheimen Projekten, B- und C-Waffen herzustellen – angeblich nur zu defensiven Zwecken. Ob Südafrika heute noch über Massenvernichtungswaffen verfügt, ist öffentlich nicht bekannt. Einer, der es vermutlich weiß, ist Wouter Basson, der frühere Leiter des „Project Coast“. Um zu verhindern, daß er seine Geheimnisse ausplaudert oder an andere Staaten verkauft, hat auch die neue ANC-geführte Regierung sich schützend vor ihn gestellt.
Obwohl er nach dem Machtwechsel offiziell keinen militärischen Rang mehr bekleidete, wurde Basson 1995 de facto zum Generalmajor befördert. „Wir mußten ihn wiedereinstellen, weil wir ihn innerhalb der Armee besser kontrollieren können“, hieß es zur Begründung im ANC. Die neue Regierung ist nach Aussagen eines seiner früheren Vorgesetzten, Niels Knobel, auch im Besitz sämtlicher Daten, die Basson über Jahre hinweg gesammelt hat – insgesamt dreizehn CD-Roms.
Auch die Geheimdienste Südafrikas, in denen häufig noch die alte Garde sitzt, haben wenig Interesse daran, daß Basson anfängt zu reden oder mehr Einzelheiten über ihn bekannt werden. Vermutlich wußten sie längst von seinen kriminellen Machenschaften, ohne etwas dagegen zu unternehmen. So wurde nicht nur über Bassons Kaution hinter verschlossenen Türen verhandelt, auch die Anklageschrift ist bis kommenden Mittwoch noch unter Verschluß.
Ein Opfer dieser Geheimhaltungspolitik wurde kürzlich der Schweizer Journalist Jean-Philippe Ceppi: Auf Veranlassung des militärischen Geheimdienstes wurde er verhaftet und saß mehr als 48 Stunden in einer Zelle, weil er ein angeblich streng geheimes Dokument über Basson in Händen hatte – im demokratischen Südafrika ein bislang beispielloses Vorgehen. Das Dokument hatte Ceppi von der Wahrheitskommission erhalten, die es im vergangenen Jahr während der Sonderanhörung ganz offiziell zusammen mit anderen militärischen Dokumenten an die Medien verteilte. Erst hinterher fiel den Militärs und der Regierung auf, wie brisant die Papiere tatsächlich sind.
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