„Wir sind zu einem Runden Tisch bereit“

■ Die RCD-Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo sind auf dem Vormarsch. „Außenminister“ Thambwe Mwamba über die Bedingungen für Verhandlungen mit Präsident Kabila

In der Demokratischen Republik Kongo hat die Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie), gestützt von Truppen aus Ruanda, im Laufe der vergangenen Woche wichtige Siege über die Truppen aus Simbabwe errungen, die die Regierung von Präsident Laurent Kabila verteidigen. Die RCD ist nun von Osten her auf dem Vormarsch Richtung Mbuji-Mayi, die Diamantenmetropole des Kongo. Alexis Thambwe Mwamba, „Außenminister“ der RCD, war unter Mobutu in Zaire ein reicher Geschäftsmann und 1994 bis 97 Transportminister; bei der RCD spielt er eine herausragende Rolle – als Finanzier und inzwischen als außenpolitischer Sprecher.

taz: Wie entwickelt sich der Krieg im Kongo aus Ihrer Sicht?

Thambwe Mwamba: Ich bin sehr zuversichtlich. Wir haben den Kommandeur des Bataillons aus Simbabwe, das östlich von Mbuji-Mayi gegen uns kämpft, und über 150 simbabwische Soldaten getötet. Wir haben zwei Panzer, zwei gepanzerte Fahrzeuge, Militärlastwagen und Artillerie erbeutet. Das ist keine Propaganda. Diese Leute sind wirklich tot. Ich bedauere es, aber ihre Familien werden merken, daß sie nie mehr nach Simbabwe zurückkommen.

Steht Ihnen also Kongos Diamantenmetropole Mbuji-Mayi jetzt offen?

Wir können Mbuji-Mayi einnehmen, wann immer wir wollen. Die Ausländer dort sollten jetzt ihre Frauen und Kinder evakuieren.

Sie machen einen sehr selbstsicheren Eindruck. Aber die Rebellen sind in mindestens drei Gruppen gespalten.

Treibt Kongo in die Anarchie?

Nein. Daß es mehrere Fronten gibt, beweist den nationalen Charakter dieser Rebellion. Mehrere Gruppen von Kongolesen kämpfen für Präsident Kabilas Sturz.

Aber die anderen Gruppen sind explizit nicht Teil Ihrer RCD ...

Wir sind keine Einheitspartei! Wenn die anderen auf eigene Rechnung kämpfen wollen, ist das absolut kein Problem. Wenn die einen Kabila mit roten Mützen bekämpfen, die anderen mit schwarzen Mützen und noch andere mit grünen Mützen, ist das auch kein Problem. Das Ziel ist dasselbe.

Kabila hat jetzt einen „nationalen Dialog“ angeboten, zu dem auch Sie eingeladen sind. Gehen Sie hin? Wäre das nicht ein guter Zeitpunkt, die Waffen schweigen zu lassen?

Nein. Wir sind für einen Waffenstillstand, wir kämpfen nicht zum Spaß. Aber Präsident Kabila muß die Formen wahren. Er weiß, daß wir mehr als die Hälfte des Landes kontrollieren, und kann uns nicht einfach über Radio einladen.

Zu welchen Bedingungen wären Sie zu einem Treffen mit Kabila bereit?

Kabila und seine Verbündeten müssen sich mit uns und unseren Verbündeten zusammensetzen, um die Bedingungen eines Waffenstillstands auszuhandeln. Nach seiner Unterzeichnung sind wir zu einem Runden Tisch bereit, der alle Vertreter der öffentlichen Meinung des Kongo einschließt.

Mit welchem Ziel? Eine Regierung der Nationalen Einheit mit Kabila?

Das muß der Runde Tisch entscheiden. Zunächst verlangen wir ein Treffen mit Kabila, um die Bedingungen eines Waffenstillstands auszuhandeln. Der Runde Tisch muß außerhalb des Kongo stattfinden, am besten in einem Land, das im Krieg nicht Partei ergriffen hat. Wenn das nicht in Afrika geht, dann eben woanders. Bei diesem Runden Tisch werden wir einen neuen juristischen Rahmen für einen neuen Übergang zur Demokratie beschließen, die Institutionen und Akteure dieses Übergangs. Außerhalb dieses Schemas nehmen wir an keinem Treffen teil. Interview: François Misser