Die müde SPD soll eine schlagkräftiges Team werden

■ Ein gehobener Posten wartet auf Franz Müntefering: Er soll der zweite starke Mann neben Schröder werden. Der glücklose Bundesgeschäftsführer Ottmar Schreiner darf (vorerst) bleiben

Bonn (taz) – Bau- und Verkehrsminister Franz Müntefering (SPD) wird für den Posten als stellvertretender Parteivorsitzender kandidieren. Das wurde aus seiner Umgebung bekannt. Als eine Art Parteimanager wird er mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet sein.

Es ist noch ungewiß, ob Müntefering bereits beim SPD-Parteitag am 12. April in Bonn gewählt wird. Bisher steht nur die Wahl von Bundeskanzler Gerhard Schröder als neuem Parteivorsitzenden auf dem Programm.

Neue Spekulationen gibt es um Bundesgeschäftsführer Ottmar Schreiner. Ursprünglich wollte das SPD-Präsidium gestern beschließen, daß er auf dem kommenden Parteitag in seinem Amt bestätigt werden soll. Schreiner wurde bislang nicht von der Partei gewählt, sondern vom Parteivorstand in sein Amt berufen. Schröder sagte gestern in barschem Ton, die Entscheidung sei auf den kommenden Montag vertagt. Das deutet darauf hin, daß der in seinem Amt nicht unumstrittene Schreiner durch eine Wahl der Parteibasis nicht gestärkt werden soll.

Müntefering, der bis zur Bundestagswahl Bundesgeschäftsführer war, soll eine stärkere Rolle in der Partei spielen, auch um Schreiner zu unterstützen. Zunächst war Müntefering als „Generalsekretär“ im Gespräch, ein anderer Begriff für das Amt des Bundesgeschäftsführers.

Gelegentlich hieß es auch, er solle erster stellvertrender Parteivorsitzender werden. Jedenfalls soll Müntefering in eine gehobene Parteifunktion versetzt werden, ohne daß Schreiner ausgehebelt wird.

Ein sofortiger Abschuß Schreiners, der nach dem Rücktritt von Parteichef Oskar Lafontaine als wahrscheinlich galt, da er als Parteilinker und als Mann Lafontaines gilt, würde die Beziehung Schröders zur Partei zusätzlich belasten. Schreiner ist zwar auch in der Partei nicht unumstritten, verkörpert allerdings als Traditionalist das sogenannte Herz der Partei.

Müntefering, dem Manager des Wahlsieges vom September 1998, wird zugetraut, die Partei wieder zu einer schlagkräftigen Truppe zu machen. Der nüchterne, pragmatische Organisator könnte den eher programmatisch agierenden Bundesgeschäftsführer entlasten.

Für Müntefering spricht, daß er nicht eindeutig dem linken oder rechten Lager der SPD zugerechnet werden kann. Er hat auch nie eine Präferenz für Schröder oder Lafontaine erkennen lassen. Markus Franz