: Rathaus und KZ
■ Zum ersten Mal besucht eine Gruppe israelischer SchülerInnen Hamburg
Das Rathaus hatten Meital Momemi und ihre Freundin schnell unter sich aufgeteilt. „Das hier ist mein Zimmer. Und hier wohnst du“, erklärte die Elftkläßlerin, während sie die dick mit Teppichen belegte Treppe hinaufstapfte. Im zweiten Stock, von Meital pauschal als „Schlafzimmer meines Mannes“ verplant, wartete der Staatsrat der Kulturbehörde, Gert Hinnerk Behlmer. Im pompös verzierten Phönixsaal begrüßte er gestern die zehn Jugendlichen, die zum ersten offiziellen SchülerInnenaustausch zwischen Hamburg und Tel Aviv in die Hansestadt gekommen sind.
Eine Woche lang werden Meital und ihre KlassenkameradInnen an der Elbe verbringen – werden Ausflüge nach Berlin machen, ins Theater gehen und durch Museen schlendern, immer begleitet von SchülerInnen des Harburger Lessing-Gymnasiums.
Doch die acht Tage dürften „nicht nur lustig“ werden, kündigte Behlmer schon bei der Begrüßung an. Geplant sind unter anderem ein Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen und Informationen über die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, wo die Nazis 50.000 Juden umbrachten.
Auf das Verhältnis zwischen den AustauschschülerInnen wirkt sich die Konfrontation mit diesen Greueltaten jedoch nicht aus, da sind sich alle Beteiligten sicher. Als die HarburgerInnen Ende vorigen Jahres die „Aleph Municipal Highschool“ in Tel Aviv besuchten und dort ein Theaterstück aufführten, waren sie „beeindruckt und begeistert von der Offenheit und dem Entgegenkommen“, erklärt Gunter Mieruch, der am Lessing-Gymnasium Schauspiel unterrichtet. „Das hätten wir angesichts der grauenvollen deutschen Vergangenheit wirklich nicht erwartet“. juw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen