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KommentarGemeine voran!

■ Warum Stadtchef und Wirtschaft sich ihrer Verantwortung für die Agenda 21 entziehen

Lang ist die Liste der MitgliederInnen des Zukunftsrates Hamburg; hehr, universell und allgemein anerkannt sind seine Ziele. Trotzdem drängte sich beim gestrigen Kampagnenstart für die Agenda 21 der Eindruck auf: Hier sind die Ökos unter sich. Zwar waren auch die HEW anwesend, die Architektenkammer und Handwerkskammer-Geschäftsführer Hogeforster – aber wo waren die Lobbyisten der Wirtschaft, die großen Unternehmen, die Handelskammer? Immerhin ist die Ökonomie neben der Ökologie und der Gesellschaft der dritte Faktor in dem Kräftefeld, das laut der Agenda auf lange Sicht austariert werden soll.

Mit der Wirtschaft entzieht sich eine beherrschende Kraft weitgehend der Verantwortung für eine nachhhaltige Entwicklung Hamburgs. Nicht von ungefähr zielt die jetzt gestartete Kampagne darauf, die „schwindende ökologische Minimalmoral in der Bevölkerung“ (Bürgermeister Runde) zu stärken. Der gemeine Mann, die gemeine Frau soll die Probleme lösen, mit denen sich ein wesentlicher Teil der gesellschaftlichen Elite nicht auseinandersetzen will.

Nicht viel besser verhält sich der Hamburger Stadtchef. Ausdrücklich lehnt Ortwin Runde es ab, die Agenda zur „Chefsache“ zu erklären; schließlich solle das Engagement der BürgerInnen nicht durch „Bevormundung“ gebremst werden. Solange Runde jedoch im Ernstfall nicht nachhaltig entscheidet – indem er etwa Ökosysteme von Weltrang wie das Mühlenberger Loch sichert –, drängt sich der Eindruck auf, daß auch er bloß die Verantwortung abzuwälzen versucht. Gernot Knödler

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