: Gefährliche Lösemitteldämpfe
■ Schwangere, die regelmäßig Lösemitteln ausgesetzt sind, müssen Mißbildungen ihrer Kinder fürchten, so eine kanadische Studie
Berlin (taz) – Ständige Belastung mit Lösemitteldämpfen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Geburtsfehlern erheblich. Dies ist das Ergebnis einer kanadischen Studie, die die Medizinzeitschrift Journal of the American Medical Association gestern veröffentlichte. Ärzte vom Kinderkrankenhaus und der Universität von Toronto untersuchten 125 Frauen, die beruflich während der ersten drei Monate der Schwangerschaft regelmäßig mit organischen Lösemitteln wie Phenol, Aceton oder Trichlorethylen in Berührung kamen. Dies trifft vor allem auf Arbeiterinnen in Textilfabriken, Laborassistentinnen, Chemikerinnen oder Druckerinnen zu.
Bei 13 der 125 untersuchten Frauen mußten die Ärzte Mißbildungen der Babys feststellen, angefangen bei zu geringem Geburtsgewicht, über Taubhaut, Spina bifida (offenliegendes Rückenmark) bis hin zum Klumpfuß. In der untersuchten Kontrollgruppe von ebenfalls 125 nichtbelasteten Frauen gab es dagegen nur bei einer Geburt Komplikationen.
„Es ist sinnvoll, Frauen während der Schwangerschaft möglichst wenig organischen Lösemitteln auszusetzen“, schreiben die Forscher. Glücklicherweise sei das Risiko gering, solange die Schwangeren nur in Maßen oder kurzzeitig solchen Dämpfen ausgesetzt sind, etwa beim Türanstreichen. Denn die Studie zeigte, daß die Frauen, die Geburtskomplikationen hatten, in der regel so stark belastet waren, daß sie selbst darunter litten und Symptome zeigten, wie Augentränen, Atemprobleme oder Kopfschmerzen. In solchen Fällen entstehe offenbar eine nicht mehr akzeptable Belastung des Fötus, der verhindert werden sollte, urteilen die Ärzte.
Die sehr verbreiteten fettlösenden Lösemittel können den Mutterkuchen durchdringen und daher direkt den Fötus belasten. Frühere Studien hatten laut den kanadischen Forschern bislang widersprüchliche Ergebnisse geliefert über das Risiko dieser Dämpfe – darunter auch Hinweise auf häufigere Herzfehler und sogar vermehrte Miß- und Totgeburten. Ihr Ergebnis sei nun statistisch eindeutig, sagen die kanadischen Mediziner. Matthias Urbach
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