Kommentar: Kartell Bewag
■ Die Verbraucher sollen über ihren Strom entscheiden
Die Bewag wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die im April vergangenen Jahres verfügte Liberalisierung des Strommarktes. Zunächst berief sie sich auf ihren hohen Anteil von Strom aus der ökologischen Kraft-Wärme-Kopplung, dann behauptete sie, ihre Kabel hätten – zumindest für den Westteil der Stadt – nicht genügend Kapazitäten, um Strom von anderen Anbietern durchzuleiten. So verständlich dies aus Sicht der Bewag sein mag, so begrüßenswert ist nun die Entschdeidung des Kartellamtes, die Blockadepolitik der Bewag zu überprüfen.
Denn die Bewag würde ihr bisheriges Marktmonopol ohne Konkurrenz verlieren. Und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Das kann einem starren Stromriesen nicht gefallen – den Mitbewerbern und vor allem den Stromkunden aber um so mehr. Denn die Öffnung des Strommarktes führt neben der Senkung der Stromkosten auch zu einer Erweiterung der Angebotspalette. Strom wäre endlich auch für die Großabnehmer unter den Verbrauchern nicht mehr einfach nur der Strom aus der Steckdose. Er hätte über die internationale Vernetzung Zugang zu verschiedenen Anbietern mit unterschiedlicher Qualität. Zwar wird man einer Glühbirne kaum ansehen, ob sie nun von der Bewag oder einem anderen Anbieter unter Strom gesetzt wird.
Doch die Endabnehmer können und müssen nun entscheiden, ob sie eher auf ihr Portemonnaie achten und Billigstrom beziehen oder ob sie ökologische Aspekte berücksichtigen und die etwas teureren Eier von frei laufenden Hühner nun auch mit etwas teurerem Strom aus regenerativen Energiequellen kochen wollen.Politische Vorgaben könnten ihre Entscheidung erleichtern. Einerseits durch eine konsequente Steuerpolitik, die etwa Atomstrom zugunsten von Ökostrom verteuert. Andererseits aber auch durch vorbildliches Handeln.
Die Entscheidung des Abgeordnetenhauses, nun vom baden-würtembergischen Stromversorger EnBW beliefert zu werden, der seinen Strom mehrheitlich aus Atomkraft erzeugt, läßt diese Vorbildfunktion leider missen. Doch auch das kann kein Argument für eine weitere Blockade durch die Bewag sein. Gereon Asmuth
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