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Massenandrang bei Ostermarsch erwartet

■ Friedenskoordination rechnet mit 10.0000 Teilnehmern. Heute Schülerdemo in Wedding

Am kommenden Ostermarsch werden vermutlich weitaus mehr Menschen teilnehmen, als in den vergangenen Jahren. Die Berliner Friedenskoordination (Friko) rechnet damit, daß allein in der Hauptstadt 5.000 bis 10.000 Leute gegen die Luftangriffe der Nato auf Jugoslawien auf die Straße gehen werden. 1998 hatte die Polizei 500 Teilnehmer gezählt, die Veranstalter doppelt soviel. Bereits heute wollen SchülerInnen aus 20 Schulen gegen den Krieg im Kosovo demonstrieren. „Wir sind gegen die Militarisierung der bundesdeutschen Außenpolitik“, sagte Sprecher Carsten Dannel.

Daß der Krieg im Kosovo der klein gewordenen Friedensbewegung neuen Zulauf verschafft, beschwinge sie nicht gerade, sagte die Sprecherin der Friko, Laura von Wimmersperg: „Wir sind nicht glücklich darüber, weil der Anlaß ein furchtbarer ist.“ Der Militäreinsatz sei für die Friedensbewegung ein schlimmer Rückschlag. „Wir würden uns lieber der praktischen Friedensarbeit widmen.“

Die Friko ist ein Zusammenschluß von bezirklichen Friedensgruppen, von DGB und Einzelgewerkschaften, der evangelischen und katholischen Kirche, Flüchtlings- und Immigratengruppen und Angehörigen verschiedener Parteien. Im Gegensatz zur PDS läßt die Unterstützung von SPD und Grünen laut Wimmersperg aber nicht nur, was das Finanzielle angeht, zu wünschen übrig. „Wir sind froh, daß es bei den Grünen Abgeordnete wie Judith Demba gibt, die sich klar gegen den Krieg ausgesprochen haben.“ Der einzige materielle Beitrag der Grünen sei gewesen, daß sie 3.000 Flugblätter gedruckt haben, räumte die Friko-Sprecherin ein, der dieFrage aber gar nicht lieb war. „Ich will nicht über die Grünen meckern, sondern lieber über inhaltliche Sachen sprechen.“

Inhaltlich interessierte die Journalisten auf der gut besuchten Pressekonferenz am meisten, wie sich die Friko eine Befriedung der Lage im Kosovo ohne Kriegseinsatz vorstellt und was sie von Miloevic hält. „Miloevic kann und darf nicht so handeln, wie er es tut, aber die Nato hat kein Recht, daraus einen Krieg abzuleiten“, antwortete der 62jährige, der PDS nahestehende ehemalige Flottillenadmiral Elmar Schmähling, der bei der Abschlußkundgebung des Ostermarsches eine der Reden halten wird. Wenn es überhaupt eine Chance gebe, dann durch von außen initiierte „Dialoge“, meint Andreas Köhn, stellvertretender Landesvorsitzender der IG Medien, Berlin-Brandenburg.

Für den Fall, daß der Krieg in den kommenden Tagen derart eskalieren sollte, daß es zum Einsatz von Bodentruppen kommt, will die Friko spontan zu einer Demonstration aufrufen. „Dann wird es schnell Tote geben“, glaubt Schmähling. „Dann braucht man keinen Ostermarsch mehr, dann ist das Volk auf der Straße.“

Treffpunkt für die Schülerdemo heute: 12 Uhr Leopoldplatz, Wedding, Abschluß: Julius-Leber-Kaserne

Treffpunkt für den Ostermarsch in Berlin: Montag, 13 Uhr, Neue Wache, Unter den Linden. Abschlußkundgebung gegen 14.30 Uhr am Marheineckeplatz in Kreuzberg. In Brandenburg geht es am Ostersonntag zum Truppenübungsplatz Neue Heide. Treffpunk: 13 Uhr in Fretzdorf bei Wittstock. Plutonia Plarre

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