: 10 Lehren
Richard Haass war wissenschaftlicher Berater im State Department und im Pentagon. Von 1989 bis 1993 (also auch während des Golfkriegs) war er Nahostberater Präsident Bushs und im Nationalen Sicherheitsrat für den Nahen Osten verantwortlich. Heute ist er Direktor des außenpolitischen Studienprogramms am Washingtoner Brookings-Institut, einem liberal-konservativen Think-tank. Er zieht 10 Lehren aus dem Verlauf von Krise und Krieg ums Kosovo:
1. Der Grundsatz, daß militärische Gewalt nur allerletzte Mittel der Politik sein darf, sollte überdacht werden. Wäre früher gegen Milošević vorgegangen worden, gäbe es das heutige Desaster im Kosovo nicht.
2. Politische und militärische Unterstützung kann sich nie auf Unterstützung aus der Luft beschränken.
3. Beim Eingreifen in Bürgerkriege muß man sich der Interessenunterschiede bewußt sein. Für die Beteiligten geht es um alles, für jene, die eingreifen, um weniger. Das schafft unterschiedlich starke Motivationen.
4. Man sollte Militärmacht nicht mit dem Ziel einsetzen, das Verhalten des Gegners zu beeinflussen. Damit liegt der Ball im Feld des Gegners.
5. Stufenweises Vorgehen und Zurückhaltung ermöglichen dem Gegner Rückzug und Regruppierung seiner Kräfte.
6. Nicht die absolute militärische Stärke zählt, sondern nur die der eingesetzten Kräfte. Die militärische Stärke der USA ist letztlich irrelevant gegenüber der des tatsächlichen Engagements.
7. Technische Überlegenheit spielt im Krieg nicht die alles entscheidende Rolle.
8. Die Unterstützung der Öffentlichkeit ist von entscheidender Bedeutung. Clinton hätte mindestens soviel Energie auf die Überzeugung der Öffentlichkeit wie auf den Versuch, Milošević zu Überzeugen, verwenden sollen.
9. Der Einsatz und das, was auf dem Spiel steht, ist wandelbar. Heute steht im Kosovo mehr auf dem Spiel als noch vor Wochen, und der Einsatz wird entsprechend höher. Heute geht es im Kosovo um nichts Geringeres als das Überleben der Nato.
10. Weltweite Verantwortung tragen und Politik international gestalten zu wollen kann eine Nation oder ein Bündnis teuer zu stehen kommen.Richard Haass
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