: Deutsche in der Traumfabrik
Nach der Nazi-Machtergreifung flohen Regisseure wie Fritz Lang und Billy Wilder nach Amerika. Zusammen mit Ernst Lubitsch sorgen sie dafür, daß Hollywood zur Traumfabrik wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg erholt sich der deutsche Filmmarkt nur langsam. Talente hat er kaum zu exportieren. Deutsche gehen nur selten nach Hollywood, haben dort nur mäßigen Erfolg und kehren meist eilig zurück. Eine Chronik der Gestrandeten und der wenigen Gewinner:
1960 ist der 27jährige Horst Buchholz der junge Draufgänger im Western „Die Glorreichen Sieben“. In den zwei Folgefilmen spielt er nicht mehr mit.
1964 wird Gert Fröbe als Auric „Goldfinger“ zum Rollenmodell des James-Bond-Gegners. „United Artists“ treibt den britischen Film auch in den USA zum Erfolg – mit einem synchronisierten Fröbe. 1965 spielt der seine zweite und letzte Hollywoodrolle in „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“.
1979 hat Nastassja Kinski mit „Tess“ einen kleinen Hollywooderfolg. Von da an ging's bergab.
1983 verläßt Rainer Werner Fassbinders Stammkameramann Michael Ballhaus den deutschen Filmmarkt. „Baby it's you“ ist sein erster Hollywoodfilm. Bald dreht er mit Stars wie Paul Newman und Francis Ford Coppola. Nach zwei Oscar-Nominierungen kann sich Ballhaus die Filme aussuchen.
1984 beginnt Percy Adlon, anrührende Komödien vor amerikanischer Kulisse zu drehen. „Out of Rosenheim“ mit Marianne Sägebrecht wird zum Kultfilm, aber nicht zum Kassenerfolg.
1985 machen sechs Oscar-Nominierungen für „Das Boot“ einen deutschen Regisseur in Amerika bekannt: Wolfgang Petersen dreht seinen ersten Hollywood- Film – in München: „Enemy Mine – Geliebter Feind“. 1987 siedelt Petersen nach Hollywood über. 1993 gelingt Petersen der Durchbruch mit „In the Line of Fire“ (mit Clint Eastwood).
1989 spielt der 58jährige Armin Müller-Stahl in „Music Box“ die typische Besetzung für Deutsche: den Nazi. In Jim Jarmuschs „Night on Earth“ ist er dagegen ein taxifahrender Clown. Müller-Stahl bekommt zwar mehr Neben- als Hauptrollen, zuletzt wieder den Schurken in „Akte X, der Film“. Der Deutsche sagt: „Ich bin gut, das hat man bemerkt.“
1992 gelangt Roland Emmerich in sein filmisches Heimatland und dreht, was er am besten kann: Science-fiction. Er unterschreitet die geplanten Kosten für „Universal Soldier“ um die Hälfte. Auf 20 Millionen Dollar Ausgaben kommen 170 Millionen Gewinn. 1996 schneidert Emmerich der US-Patriotenseele den ultimativen Science-fiction auf den Leib: „Independence Day“.
1992 will Ralph Möller, Mister Universum 1986, in Hollywood mit Muskeln Geld machen. Doch nach „Universal Soldier“ kriegt der Actiondarsteller („Das Wort Schauspieler nehme ich für mich nicht in Anspruch“) nur noch wenige Rollen. Zur Zeit tritt er in der kleinen US-Fernsehserie „Conan“ in die Fußstapfen von Arnold Schwarzenegger.
1999 erklärt die „Tagesschau“- Sprecherin Susan Stahnke ihren Willen zum Hollywooderfolg. Ende ungewiß. Till Ottlitz
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