Von üblen Machenschaften und besseren Büchern

David A. Yallop wurde 1984 auf einen Schlag bekannt, als sein Buch Im Namen Gottes? erschien. Die dubiosen Umstände um den Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I. deutete er flugs als brutales Mordkomplott der Vatikanbürokratie um. Doch der Autor des Megabestsellers mußte im Nachhinein ein wenig kleinlaut eingestehen, daß nicht alles, was er als bare Münze verkaufte, auch seinen Recherchen entsprach. Das muß man wissen, bevor man sein neues Buch Wie das Spiel verlorenging liest.

Schon der Untertitel Die korrupten Geschäfte zwischen FIFA und den Medien täuscht über den Inhalt hinweg. Tatsächlich beschreibt Yallop den Lebensweg des ehemaligen Präsidenten des Weltfußballverbandes, Joao Havelange, und nicht unbedingt die Machenschaften innerhalb der FIFA. Genau darin besteht die Schwierigkeit dieses Buches.

Yallops Gedanken kreisen offensichtlich immer darum, Havelange als Gauner und ausgekochtes Schlitzohr zu entlarven. Geschickt läßt er dabei einfließen, daß er, als einer von ganz wenigen Journalisten, ein langes Interview mit dem großen Zampano führen durfte und dabei auch bohrend und kritisch nachgefragt hat.

Heraus kam aber keine Analyse der Zustände im Weltfußball, sondern die Beschreibung eines mächtigen Mannes, der keine anderen Götter neben sich gelten läßt, außer vielleicht seinen Freund Juan Antonio Samaranch oder Horst Dassler, den 1987 verstorbenen Adidas-Chef und Impressario des Weltfußballs. Analog zum Bösewicht gibt es natürlich auch den Gutmenschen, der eigentlich erst durch seinen großen Einfluß beim WM-Sieg der brasilianichen Mannschaft 1970 Havelanges Machtübernahme im Sommer 1974 möglich gemacht haben soll. Edson Arentes do Nascimento. Pelé. Diesen Antagonismus versucht der Autor über 400 Seiten durchzuhalten.

Er trägt aber nicht. Man kann nicht den Erfolg des einen Brasilianers durch den des anderen erklären. Dazu kommt, daß Yallop nur selten über Zahlen redet. Konkreter: über Geld. Hin und wieder läßt er Summen einfließen, ganz so, als seien sie ihm eben zu Ohren gekommen.

Der Engländer muß sich mit einem Referenzwerk messen. Thomas Kistner und Jens Weinreich haben in ihrem Buch Das Milliardenspiel zwar auch den umtriebigen Havelange am Wickel. Sie binden sein Leben aber in eine gründliche Betrachtung der Vermarktungsstrategien mit ein. Wer sich zwischen den beiden Büchern entscheiden muß, kann eigentlich nur die richtige Wahl treffen: fundierte Analyse statt halbherziger Biographie. else

David A. Yallop: Wie das Spiel verlorenging. Die korrupten Geschäfte zwischen FIFA und Medien, München: Econ, 1998, 39,80 Mark