Mit „Apache“ zum Bodenkampf?

Wegen der bisher „unzureichenden Erfolge“ der Luftangriffe auf Jugoslawien: Clinton- Administration verlegt 24 moderne Kampfhubschrauber nach Albanien  ■ Von Andreas Zumach

Die USA und die Nato schaffen operative Voraussetzungen für den Einsatz von Bodentruppen im Kosovo-Krieg — auch wenn dies offiziell in Washington und Brüssel weiterhin dementiert wird. Die Clinton-Administration ordnete die Entsendung von Apache- Kampfhubschraubern der US- Armee nach Albanien an sowie die Verlagerung von Raketenwerfern der in Deutschland stationierten US-Streitkräfte in die Konfliktregionen. Zudem sollen 8.000 Nato- Heeressoldaten in Albanien und Makedonien zur Flüchtlingshilfe eingesetzt werden. Diese Truppen sind von ihrer Ausbildung und Ausrüstung her aber auch für einen Bodeneinsatz im Kosovo geeignet.

Der ApacheAH-64A/D ist der wichtigste Kampfhubschrauber der US-Armee. 24 Maschinen mit jeweils zwei Mann Besatzung stellten die USA jetzt für den Einsatz gegen jugoslawische Ziele bereit. Im zweiten Golfkrieg gegen Irak 1991 wurde der Hubschrauber massiv gegen Panzer und andere bodengestützte Waffen eingesetzt. Bewaffnet ist der Apache-Hubschrauber mit einer 30-Millimeter- Kanone unter dem Rumpf sowie mit 16 lasergelenkten Panzerabwehrraketen oder 76 ungelenkten 70-Millimeter-Raketen. Außerdem kann er Luft-Luft-Raketen mitführen.

Die Entsendung der Apaches wird vom Pentagon mit den „unzureichenden Erfolgen“ der bisherigen Luftangriffe durch Kampfflugzeuge und Cruise-Missiles begründet. Laut Pentagon ist dafür das bisherige „schlechte Wetter“ verantwortlich. Die von Piloten der US-Armee — nicht der Luftwaffe — geflogenen Apache-Hubschrauber sind — außer bei sehr dickem Nebel — unter allen Wetterbedingungen einsatz- und kampfbereit. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern können sie auch bei Nacht in den gegnerischen Luftraum eindringen und auf Entfernungen von bis zu fünf Kilometern ihre Ziele treffen.

Die bislang bei den US-Streitkräften in Deutschland stationierten Mehrfachraketenwerfer mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern nebst Infanterieeinheiten zu ihrer Bedienung sollen spätestens in einer Woche in den Grenzgebieten Albaniens und Makedoniens zum Kosovo eintreffen. Die Raketenwerfer sollen eingesetzt werden zur Zerstörung von Luftabwehrgeschützen und anderen Waffen der serbischen Armee- und Polizeikräfte im Kosovo, die die Nato mit ihren bisherigen Luftangriffen nicht ausschalten konnte. „Die Entscheidung der USA zur Entsendung von Apache-Hubschraubern und Mehrfachraketenwerfern wirft einige Fragen auf hinsichtlich der bisherigen Position der Clinton-Administration, keine Bodentruppen einsetzen zu wollen“, zitiert die New York Times in ihrer gestrigen Ausgabe einen hochrangigen Nato-Offiziellen aus dem Brüsseler Hauptquartier der Allianz.

Die 8.000 Nato-Soldaten, die — zunächst mit dem Auftrag der Flüchtlingshilfe — nach Albanien entsandt werden, sind zwar allein noch nicht ausreichend für einen Bodeneinsatz im Kovoso — selbst wenn es dabei nur um das begrenzte Ziel ginge, einen Sicherheitskorridor zu schaffen für Flüchtlinge und für deren Versorgung. Doch es handelt sich um Kampftruppen mit entsprechender Ausbildung. Und die zunächst 8.000 Soldaten werden in Albanien eine Basis-Infrastruktur errichten (Kommandozentren, Kommunikationsverbindungen, Aufklärung, Nachschubwege, Versorgung mit Benzin und Diesel), die Voraussetzung ist für die Stationierung und Operationsfähigkeit weiterer Bodentruppen zu einem späteren Zeitpunkt. In Makedonien wurde diese Infrastruktur bereits von den rund 12.000 Nato-Soldaten hergestellt, die dort in den letzten Monaten stationiert wurden mit dem ursprünglichen Auftrag, im Kosovo ein von den Albanern und der Regierung in Belgrad unterzeichnetes Autonomieabkommen zu überwachen und durchzusetzen.