: Kiezklinik wird Ärztehaus
Hamburger Senat beschließt: Im ehemaligen Hafenkrankenhaus auf St. Pauli entsteht ein Sozial- und Gesundheitszentrum ■ Von Heike Haarhoff
Das Tauziehen um das ehemalige Hafenkrankenhaus auf St. Pauli ist beendet. Der Senat gab gestern grünes Licht für ein Sozial- und Gesundheitszentrum auf dem Gelände der ehemaligen Kiezklinik. Acht Facharztpraxen, 20 soziale Einrichtungen, eine bis Ende 2001 städtisch subventionierte Notfallambulanz und – entgegen aller bisherigen politischen Absichtserklärungen – kein einziges stationäres Krankenhausbett soll es geben, seufzte Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL).
Grundstück und Gebäude am Zirkusweg werden ins Treuhandvermögen der stadteigenen Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) übergeben, die sie umbauen und vermieten wird. Wer einziehen darf, stehe zu 91 Prozent fest, sagte Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD): Acht Facharztpraxen, darunter Orthopäden, Chirurgen und Gynäkologen sowie 20 soziale und präventive Projekte, wie der Hafenärztliche Dienst, Praxen für Krankengymnastik und Ergotherapie, Apotheken, ein Medical Call Center und Selbsthilfegruppen.
Noch keine „Finanzierungssicherheit“ und damit keine Aussicht auf baldigen Einzug mochte Roth dagegen ausgerechnet den Projekten gewähren, die bislang als Aushängeschilder des neuen Zentrums herhalten mußten: einem Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge, einer gerontopsychiatrischen Tagespflegestätte und einer Beratungsstelle für Senioren.
Eine Absage erteilte Senator Maier, der sich im vorigen Sommer diesbezüglich noch optimistisch geäußert hatte, auch stationären Betten. Der Krankenhausbedarfsplan, der einen Abbau von 1000 Betten vorsehe, habe das nicht hergegeben. Möglich sei aber eine Umwidmung vorhandener Belegbetten aus anderen Kliniken.
Bislang hieß es, die finanzielle Tragfähigkeit der Notfallambulanz hänge maßgeblich von 30 bis 40 Betten ab: Denn ohne diese Betten könnte nur die Hälfte der bisherigen Ambulanzpatienten behandelt werden. Ergo böte die Ambulanz für lebensdrohliche Verletzungen – ohne die Betten – keine entsprechende Behandlung. Feuerwehr und Rettungsdienste würden folglich auf andere Kliniken ausweichen.
Davon war gestern keine Rede mehr. Auch nicht bei Frank Eyssen. Der Mann, der noch im vorigen Jahr als „Ansprechpartner“ für „Die Stadtteilinitiativen“ firmierte und stationäre Betten zum „zentralen Bestandteil des Gesundheitszentrums“ erklärte, ist inzwischen in den Vorstand des Trägervereins „Gesundheitszentrum St. Pauli“ gewechselt und glaubt, die Bettenfrage über die „Kooperation“ mit anderen Kliniken zu lösen.
Der Senat unterdessen will die Subventionierung der Notfallambulanz – derzeit drei Millionen Mark jährlich – zum 31. 12. 2001 einstellen. Bis dahin müsse sie auf eigenen Beinen stehen bzw. von der Kassenärztlichen Vereinigung eine Zulassung erhalten. Doch deren Chef Michael Späth winkt ab: „Auf einen Vertrag mit uns können die nicht hoffen.“ Die bestehenden Ambulanzen an der Stresemannstraße und in Farmsen reichten aus.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen