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Gipfeltreffen der Rebellen

■ VertreterInnen von 50 Befreiungsbewegungen aus 30 Ländern diskutierten in Berlin über das Schicksal politischer Gefangener

Berlin (taz) – Die Schlange vor der Essensausgabe würde jedem CIA-Agenten die Augen übergehen lassen: Zwei Vertreter der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) versorgen sich gerade mit Besteck, hinter ihnen wartet eine iranische Exil-Oppositionelle, und ein ehemaliger Mithäftling von Nelson Mandela plaudert mit einem Ex-Gefangenen aus der Bewegung 2. Juni.

Der internationale Kongreß „Befriedung oder Befreiung", der am Wochenende in der Berliner Alten Feuerwache stattfand, war ein Gipfeltreffen der Rebellen dieser Erde. Rund 300 VertreterInnen von 50 Organisationen aus 30 Ländern waren gekommen, zwei Drittel aus dem Ausland. Eingeladen hatte ein Komitee aus VertreterInnen der Organisationen Addameer (Palästina), Gestoras Pro Amnistia (Baskenland), Coordinamente Mumia Abu-Jamal (Italien) und Libertad (Deutschland). Das Echo war groß: Bereits vor Wochen waren alle Plätze ausgebucht.

Hauptthema in den sechs Arbeitsgruppen war die Situation der politischen Gefangenen. „Weil die Repression international kooperiert, müssen wir dringend ebenfalls länderübergreifende Strukturen aufbauen“, erläuterte José Varela von den Gestoras pro Amnistia seine Erwartungen. Die wurden nicht ganz erfüllt: Die Verantwortung für ein internationales Büro wollte auf dem Abschlußplenum keine Organisation übernehmen. „Aber“, zeigte sich Antonio Rojas von den Farc dennoch zufrieden, „der Kongreß war ein erster Schritt.“

Dabei sei die Verständigung nicht immer einfach gewesen, „weil wir alle unterschiedliche Methoden haben“: Während die Unterstützer des inhaftierten afro-amerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal auf internationale Kampagnen setzen, wollen die Farc ihre Gefangenen durch den Austausch von 400 Regierungssoldaten befreien, und die peruanische Guerilla MRTA versuchte es mit Geiselnahme. In Südafrika wiederum sitzen ehemalige politische Gefangene in der Regierung – „womit in Deutschland wohl demnächst nicht zu rechnen ist“, meinte eine Teilnehmerin aus Köln.

Weitere Ergebnisse des Treffens waren Vorschläge, einen internationalen Kampftag für die Freiheit der politischen Gefangenen einzurichten oder eine internationale Zeitung zu gründen. „Die Frage ist, was wir jetzt umsetzen“, resümierte Yasar Ertas vom Kurdischen Juristenverein, „,manches ist sicher utopisch.“ Kritisiert wurde von mehreren TeilnehmerInnen ein Eurozentrismus der Vorbereitungsgruppe und eine mitunter bevormundende Gesprächsleitung in den AGs – „schließlich sitzen hier lauter Profis“. Daß die einen in der internationalen Öffentlichkeit als Freiheitskämpfer gelten – wie die Vertreter der nigerianischen Ogoni – und die anderen als „Terroristen“ – wie die Gefangenen der RAF –, beeindruckte die TeilnehmerInnen nicht: „Der Kampf um die Freiheit der Gefangenen ist nicht zu trennen von dem, wofür sie einstehen“, betonten alle Arbeitsgruppen in ihren Ergebnissen, „für den Kampf gegen den imperialistischen Kapitalismus.“ Dem CIA-Agenten hätten die Ohren geschlackert. Heike Dierbach

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