piwik no script img

Milošević geißelt „Verbrechen der neuen Nazis“

■ Serbische Polizei spricht von 5 Toten und 30 Verletzten bei bisher schwersten Nato-Angriffen

Nach Angaben der Nato hat das westliche Verteidigungsbündnis in der Nacht zum Dienstag seine bislang schwersten Luftangriffe auf Jugoslawien geflogen. Ziele der vier Angriffswellen seien das Hauptquartier der 3. Armee in Niš sowie Treibstofflager, Brücken und Fernmeldeanlagen gewesen, hieß es in Nato-Kreisen. Auch die Nachschubstraße zwischen Belgrad und Priština sei bombardiert worden.

Wie die staatliche jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, wurden eine Ölraffinerie bei Novi Sad im Norden des Landes und eine Eisenbahnbrücke in der Nähe der Grenze zu Kroatien getroffen. Mindestens fünf Zivilisten seien durch Raketen getötet worden, die in ein Wohngebiet in der Bergarbeiterstadt Aleksinac rund 200 Kilometer südlich von Belgrad eingeschlagen seien, teilte die serbische Polizei mit. Mindestens 30 Menschen seien verletzt worden. Nato-Kampfflugzeuge hätten zudem vier Raketen auf einen Fernsehmast in der Nähe von Priština abgeschossen, meldete Tanjug.

Der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević bezeichnete die Nato-Angriffe als „Verbrechen der neuen Nazis“. „Jene, die das Bombardement der Minenarbeiter und ihrer Familien in Aleksinac angeordnet und ausgeführt haben, haben nichts mit dem menschlichen Geschlecht gemeinsam“, fügte Milošević laut Tanjug hinzu.

Bislang richteten sich die Bombardements der Nato auf feste Ziele, die unabhängig von den Wetterbedingungen mit gelenkten Marschflugkörpern und Bomben angegriffen wurden. Militärexperten gehen jedoch davon aus, daß solche Einrichtungen vorher geräumt worden waren, so daß es nur wenige Opfer gab. Angriffe auf mobile Armee- und Polizeitruppen und deren Waffen wurden bislang durch die schlechten Wetterbedingungen behindert, da die Piloten von Erdkampf-Flugzeugen und Kampfhubschraubern auf Sicht fliegen müssen.

In New York verurteilte UNO- Generalsekretär Kofi Annan Jugoslawien in scharfer Form wegen seines Vorgehens gegen die Kosovo-Albaner. Vor den Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats warf Annan den jugoslawischen Sicherheitskräften vor, „schockierende Menschenrechtsverletzungen“ zu begehen. Die UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson habe eine Untersuchung dieser Rechtsverletzungen eingeleitet. Die Balkan-Kontaktgruppe, zu der auch Rußland gehört, will heute in Brüssel über die Lage im Kosovo-Konflikt beraten. Reuters/AFP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen