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Mit Knäckebrot ins Jahr 2000

Mit einem Segenskoffer will die evangelische Kirche in Hamburg ChristInnen die Reise ins nächste Jahrtausend erleichtern  ■ Von Judith Weber

Die evangelische Kirche hat ihre Silvestervorbereitungen abgeschlossen. Seit gestern liegt im Hamburger Amt für Öffentlich-keitsarbeit alles bereit, was für einen gelungenen Jahrtausendwechsel nötig ist: Salz, Knäckebrot und Muscheln. Sonnenblumensamen, ein Holzkreuz, ein Engel aus Bronze und eine Kerze runden das Set ab, das die Kirche ab kommender Woche verschickt. 42 Mark kostet der „Segenskoffer“; mit ihm sollen ChristInnen ihre Angst vor dem dritten Jahrtausend lindern.

Zwar bleiben noch rund acht Monate bis zum Fest Ende 1999, doch „die Ängste sind jetzt schon vorhanden“, weiß Hinrich Westphal, der das Amt für Öffentlichkeitsarbeit leitet. Zeitungen berichten über Hausfrauen in den USA, die ihre Speisekammern mit Konserven vollstopfen. Eine Bürgerinitiative in der Schweiz hat gestern die Kampagne „Ein Baby fürs Leben“ gestartet, um Paare zur Vernunft zu bringen, die seit Wochen daran arbeiten, das erste Kind des neuen Jahrtausends zu zeugen. Und „es gibt immer mehr selbsternannte Gurus, die emotionale Bewegungen zur Jahrtausendwende nutzen wollen“, berichtet Westphal.

Dem setzt die Kirche unter anderem drei Tonnen Salz und zwei Tonnen Bronze entgegen. Soviel wurde, in Einzelportionen, in die 20.000 Segenskoffer gepackt. Sollten wirklich Kühlschränke und Atomkraftwerk verrückt spielen, nützt das zwar nichts. Aber „die Gegenstände symbolisieren Hoffnung und Schutz und sollen die Menschen auf ihrem Weg ins Jahr 2000 begleiten“, so Westphal.

Muscheln dienten christlichen PilgerInnen schon vor Jahrhunderten als Trinkgefäß. Die Kerzen stehen für Wärme und Licht, die Kreuze für den Glauben und die Sonnenblumensamen für die Hoffnung – getreu Luthers Worten „Wenn morgen die Welt untergehen würde, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“, erläutert Andreas Schimmer, Leiter der kirchlichen PR-Abteilung. Das „Herzstück des Koffers“, der Bronzeengel schütze seine Besitzerin. Zudem „ist er angenehm in der Hand zu halten“.

Ein Jahr, sagt Westphal, hat der kirchliche Verein „Andere Zeiten“ gebraucht, um den Koffer zu packen. „Allein die Anfragen bei den Muschelfirmen ...“ Erst als die perfekte Muschel gefunden war, lief die Produktion an. In den Alsterdorfer Anstalten wurden die Sets zusammengestellt; dorthin geht auch ein Teil des Verkaufserlöses.

Der Vorteil des Segenskoffers: Er ist „ökumenisch orientiert“; ProtestantInnen können ihn also genauso nutzen wie KatholikInnen. Und wenn jeder Käufer einen Gegenstand verschenkt, hofft Vikar Achim Strehlke, „wird bald eine wahre Segenslawine über das Land rollen“.

Wer nun den Segenskoffer bestellen will, wende sich an „Andere Zeiten e.V.“, Feldbrunnenstraße 29, 20148 Hamburg, Tel.: 41 32 24 43.

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