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Schutzzone für Banker

■ Die Domshofpassage feiert mit mittelmäßigen Umsätzen und häufig defekter Klimaanlage ihren ersten Geburtstag und verteilt selbst die Geschenke zum Anlaß

Seinen Benjamin müßte man als gebildeter Mitbürger jetzt parat haben! Dann könnte man wunderbar schwafeln über die Ritterburgen des Bürgerlichen im Zeitalter fortgeschrittener Dienstleistung. Doch der junge Mann hier unterm Glasdach des einjährigen Geburtstagskindes „Domshofpassage“ – auf den Treppenstufen der Deutschen Bank – interessiert sich viel mehr für die humane Methode, mit der die Architekten das Taubenscheißen verhindert haben.

Seltsam, daß die Wachschutz-knechte ihn noch nicht weggejagt haben. Sie wissen schon, die Burschen, die die armen Treter in der Sögestraße immer rüde von ihren Rädern holen. Ein schönes Aushängeschild für die Passage; allein wegen der schwarzen Sheriffs ist das Betreten des Glashauses nur unter Vorbehalt anzuraten. Einmal zum Beispiel wollte die Bremer Arbeitslosenbewegung, die auch nicht jünger als die Domshofpassage ist, ganz friedlich in der Deutschen Bank Bescheid geben, daß das mit der Arbeitslosigkeit so nicht weiter geht.

Die wurden da auch ziemlich freundlich empfangen – muß ja sein, wegen des Images –, aber, warte, daß sie nur einen Schritt raus in die Passage machten: Schon landeten sie in den Armen der Bullerei. Die hatten die Dumpfbacken von der Sicherheit geholt, weil in so einer Privatpassage das Demonstrieren, bitte schön, nicht gestattet ist. Der Konsumraum Passage als halböffentliche Schutzzone für den feigen, deutschen Bänker. Klasse!

Gestern feierte das von der Deutschen Bank und der Landesbank eingesetzte Center-Management also ihren ersten Geburtstag und betonte denn auch, daß die Reinigungskräfte hier in der Domshofpassage den ganzen Tag am Ackern seien. Und auch sonst sei alles paletti.

Vollvermietung mit 15 Millionen Umsatz im ersten Jahr, das sei doch im Rahmen: „Das ist bei 2000 Quadratmetern klassische Flächenleistung“, sagte Peter Troglauer, der geschäftsführende Gesellschafter im Center-Management. Auch die rund 10.000 gezählten Passanten findet das Management okay und hat gezählt, daß das ungefähr die Hälfte von dem ist, was durch die Sögestraße läuft – un-vor-stell-bar, wenn man an so einem Mittwoch morgen durch die ziemlich ausgestorbene Passage wandelt. Doch immerhin: Auch vier schönangezogene Frauen fanden sich, und eine von ihnen kam extra aus Oyten, wegen der „Exklusivität“. Sowas „wie bei Dodenhof oder im Weserpark“ laufe hier nämlich nicht rum.

Zu betonen ist: Richtig sympatisch sind die Händlerinnen. Marlene Teichert in ihrem Papierladen, Gisela Kämpf mit den Steif-Tieren, die Frau mit den Schlipsen: Keinerlei Passagen-Eiteitei gibt es da. Zum Teil läßt der Umsatz noch zu wünschen übrig – aber man ist geduldig. Im Ostertor war's auch nicht besser und die Miete fast die gleiche.

Nur die Probleme mit der Klima-Anlage könnten langsam bereinigt sein, finden viele: „Das kriegen die hier nicht gebacken: Wenn es draußen heiß ist, dann ist es auch drinnen heiß; und umgekehrt genauso. Ich hatte schon Kunden, die sagten: Ich muß hier raus“, erzählt Gisela Kämpf mit grauem Plüschhasen unterm Arm. Außerdem seien schon mehrmals am Wochenende die Glasrolltore stundenlang defekt gewesen, so die Kritik aus dem Einzelhandel: „Die Leute standen davor und dachten: Die haben wohl heute zu.“

ritz

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