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Auf hellen Wegen zum Fitneßkursus

■ Auf der ersten „Mädchenkonferenz“ mußten sich gestern PolitikerInnen den Forderungen von Schülerinnen stellen

Nein, eine Stunde zu spät zur Arbeit zu kommen, nur weil der Bus weg ist, fände er auch nicht toll. Das kann der Vertreter des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) nicht abstreiten. Den Schülerinnen aus der Wohnunterkunft „Billstieg“ müsse das Warten trotzdem zugemutet werden, bittet er dann um Verständnis. Öfters als einmal pro Stunde könne der Bus nicht ins Zentrum von Billstedt fahren, das würde sich nicht lohnen. Aber er will das „noch mal prüfen“.

Nicht viel, aber immerhin. Zufrieden nicken sich zwei Mädchen in der zweiten Reihe zu. Immerhin hat er ihnen zugehört. Hat sich zur „Talkrunde“ der ersten Hamburger Mädchenkonferenz gestern in Billstedt einladen lassen, um über die Wünsche der 12- bis 16jährigen aus Billstedt und Horn zu diskutieren. Um die Ergebnisse ihrer Recherche für den Stadtplan „Girlzone“ nicht einfach verpuffen zu lassen, haben sie die Mädchenkonferenz organisiert – um ihre Forderungen vorzutragen und über Verbesserungen zu beraten mit VertreterInnen der verantwortlichen Institutionen oder Behörden.

Die loben zwar das Engagement der Jugendlichen, doch sobald konkrete Forderungen laut werden, kommen sie aufs Geld zu sprechen. Die Stadtteildisco soll daran scheitern. Bessere Busverbindungen. Das Ausleuchten dunkler Wege, damit sich Mädchen trauen, dort langzugehen. Schließlich seufzt Derya genervt auf: „Unsere Sicherheit ist ja wohl das Wichtigste.“ Dem können alle nur zustimmen. Bloß kosten darf es nichts.

Die Mädchen stellen sich geschickt darauf ein. „In der Hamburger City ist jeder Zentimeter ausgeleuchtet“, stellt eine fest. „Man könnte dort Laternen abbauen und in dunklen Parks wieder aufstellen.“ Eine andere findet, wenn der HVV sich nicht mehr BusfahrerInnen leisten könne, dürften eben andere Buslinie statt derzeit alle fünf nur noch alle zehn Minuten fahren. Die freiwerdenden FahrerInnen könnten dann am Billstieg eingesetzt werden. Und ihre Disco, die so personalaufwendig sein soll, wollen die Mädchen ohnehin selbst mitorganisieren.

Ihrer Entschlossenheit kann sich auf der Konferenz niemand entziehen. Obwohl die Antragsfrist abgelaufen ist, sagt die Vertreterin der Gartenbauabteilung schließlich zu, bei der Baubehörde Laternen zu beantragen. Der „Kulturpalast Billstedt“ läd die Mädchen zu einem Treffen ein, um gemeinsam eine Disco vorzubereiten – wenn auch nicht wöchentlich, so doch im wesentlichen nach den Vorstellungen der Mädchen. Und die Vertreterin der „Hamburger Sportjugend“ will baldmöglichst eine Zusammenkunft mit den örtlichen Vereinen organisieren, um Fitneßkurse für Mädchen einzurichten.

Elke Spanner

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