: Kutips zum Wochenend
Gestern war trotz der ernsten allgemeinpolitischen Lage ein ganz besonders schöner Tag, denn an der Schlachte in der Bremer Innenstadt sah der Flaneur sich im Wind biegende Traubenhyazinthen. Und immer, wenn Flaneure sich im Wind biegende Traubenhyazinthen sehen, ist es ein ganz besonders schöner Tag. Übrigens haben Flaneure, sich im Wind biegende Traubenhyazinthen und – der Vollständigkeit halber – auch neurotische Katzen, die auf Schreibtischstühlen schlafen, eine Gemeinsamkeit: Sie erzählen sich keine Albanerwitze.
In dieser ernsten allgemeinpolitischen Lage ist das nämlich so eine Sache mit den Albanerwitzen. Wenn man einen erzählt, gerät man schnell in den Verdacht, auf der falschen Seite zu stehen und ein strunzdoofes, hirnverschwurbeltes Arschloch zu sein, das nichts besseres zu tun hat, als in dieser ernsten allgemeinpolitischen Lage Albanerwitze zu erzählen. Nicht mal Harald Schmidt erzählt in diesen Tagen Albanerwitze. Und was Harald Schmidt nicht wagt, das wagt auch kein Polizeireporter.
Werte Leserschaft, Sie sind ertappt: beim erregten Warten darauf, ob in den folgenden Zeilen der Tabubruch noch kommt, um sich entweder maßlos darüber aufzuregen oder sich klammheimlich darüber kaputt zu lachen.
Doch diese Kolumne hat heute ein anderes Thema: Polizeireporter. Das ist nämlich ein sehr eigentümlicher Menschenschlag. Rund um die Uhr hören Polizeireporter Polizeifunk, um noch vor der Polizei am Ort des Geschehens zu sein – egal, ob es sich dabei um einen Unfall, ein Verbrechen, eine nächtliche Rauferei oder um eine langsam aber sicher verunglückende Wochenendkolumne handelt.
Nein. So geht es nicht. Wir erklären diese Wochenendkolumne heute für gescheitert. Die allgemeinpolitische Lage ist zu ernst. Sollten wir nicht doch ... zur Auflockerung ... einen ... ganz klitzekleinen ... Witz ... über ...
Eine sich im Wind biegende Traubenhyazinthe steht auf aus ihrem Beet an der Schlachte in der Bremer Innenstadt und bewirbt sich als Gagschreiber bei Harald Schmidt. taz
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