: Hausbau auf dem Öko-Pfad
■ Bei Winterqualitätsholz wird der Weg der Ernte transparent
Holzbau in Deutschland heißt bis heute hauptsächlich, Fichten-Bauholz zu verarbeiten, das im Wald in der Regel per Kahlschlag geerntet und erst durch chemischen Holzschutz gebrauchsfähig gemacht wird. Während man den klassischen Dachstuhl nach wie vor auf diese Art errichtet, hat sich im boomenden Holzhausbau ein Qualitätsbewußtsein durchgesetzt, das mit dazu beiträgt, daß zum Beispiel durch künstliche Trocknung des Holzes auf chemischen Holzschutz verzichtet werden kann. Die damit zu erwartende hohe Beständigkeit wird allerdings ohne ökologische Prozeßketten erreicht: Das Holz wird nach wie vor per Kahlschlag geerntet, durch künstliche Befeuchtung eine fragwürdige Lagerhaltung vorgenommen, und zudem ist ein hoher Energieeinsatz erforderlich, um die Hölzer für den Bau auf die erforderliche Trockenheit zu bringen.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum Umweltschutzverbände sowie ökologisch ambitionierte Forstleute, Holzverarbeiter und Zimmerer nach Wegen suchen, die ökologischen Vorteile einer vermehrten Holznutzung in die vorhandenen Marktstrukturen einzubinden. Bekannt ist, daß das sogenannte „Mondphasenholz“ besondere Eigenschaften aufweist. Sie konnten nur auffallen und tradiert werden, weil die gesamte Kette von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Nutzung nachvollziehbar gemacht wurde.
Mittlerweile liegt eine Reihe von Untersuchungen vor, die einige der wesentlichen Merkmale des „wintergeschlagenen Holzes“ erfassen. Damit besteht erstmals die Möglichkeit, ein Verfahren zu beschreiben, das eine schnelle, riß- und verwindungsarme Trocknung von Fichtenstammholz ermöglicht, ohne daß künstliche energiereiche Trocknung erforderlich ist. Der dann mögliche Wegfall des chemischen Holzschutzes bei der anschließenden Verarbeitung sowohl für Dachstühle als auch im Holzhausbau ist ein Fortschritt in die Richtung, Holzbau umfassend ökologisch zu betreiben.
Neben der Zertifizierung der Forstbetriebe als einer ökologisch sinnvollen Maßnahme bietet sich die Produktüberwachung an. Aus diesem Grund wurde die „Qualitätsgemeinschaft Winterholz“ gegründet. Sie soll das Produkt Winterqualitätsholz (WQH) bekannt machen. Dazu sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen: Forstbetriebe, Sägewerker, Holzhandel und Zimmerer verpflichten sich, durch ihre Mitgliedschaft zur Einhaltung der Verarbeitungsschritte und zur nachvollziehbaren Dokumentation mittels einer Begleiturkunde.
Die Verarbeitungskette beginnt imWald: Winterqualitätsholz stammt nicht aus Kahlschlägen, die Ernte reifer Bäume erfolgt in der Zeit von 1. November bis 31. Januar, die Jahrringbreite ist begrenzt, die Krone verbleibt nach der Fällung sechs Wochen am Stamm, nach der Entrindung erfolgt eine kreuzweise, luftige, teilsonnige Lagerung zur Trocknung, ein chemischer Holzschutz ist untersagt, die entsprechenden Daten werden in der Urkunde vermerkt.
Der Sägewerker kauft aus regionalen Wäldern, er kontrolliert die Rundholztrocknung und kennzeichnet das eingeschnittene Holz mit dem Zeichen „WQH“ und mit seinem Übereinstimmungszeichen. Die Lagerung des Schnittholzes erfolgt unter Dach, um eine Holzfeuchte von 22 Prozent zu erzielen. Auch der Handel verpflichtet sich zur Weitergabe und zur Führung der Begleiturkunde. Gleiches wird vom Verarbeiter gefordert, der sich zudem verpflichtet, Winterqualitätsholz nicht zu imprägnieren. Der Verbraucher erhält ein Produkt, dessen Erzeugung in allen Schritten nachvollziehbar ist und das sich durch besondere technologische und ökologische Qualitätsmerkmale auszeichnet. Carl-Maria von Spiegel
Qualitätsgemeinschaft Winterholz e.V., Stedefreunder Str. 306, 32051 Herford, Tel.: (05221) 34 79 43
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