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Zwei Kandidaten haben die Chance, Bouteflika herauszufordern

Kurz vor den Präsidentschaftswahlen am Donnerstag bestimmt Fatalismus die öffentliche Meinung in Algerien. „Bouteflika ist der Kandidat der Armee. Er wird gewinnen“, sind sich viele sicher. Nur im Umfeld des ehemaligen Außenministers der „goldenen Ära Boumedienes“ herrscht Skepsis. Seine Berater fürchten, daß der 61jährige Kandidat der Nationalen Demokratischen Versammlung (RND) die absolute Mehrheit verpassen könnte. Dann müßte er am 29. April in eine Stichwahl. Und dort könnten die Dinge schon ganz anders aussehen. Alle Oppositionsparteien gemeinsam könnten einen Strich durch die Pläne von Staatsapparat und Streitkräften machen.

Zwei der insgesamt sieben Kandidaten haben die Chance, Bouteflika bei einer Stichwahl gegenüberzutreten: Mouloud Hamrouche und Ahmed Taleb Ibrahimi. Bei der einzigen von der Tageszeitung El Watan durchgeführten Umfrage lagen sie gleichauf. Beide kommen, wie Bouteflika auch, aus den Reihen der einstigen Einheitspartei FLN.

Mouloud Hamrouche (55) hat im Wahlkampf so viele Städte besucht wie sonst niemand. Vor allem die Jugend fühlt sich von dem Mann angezogen, der 1988 als Regierungschef die demokratische Öffnung anführte. Die Jungwähler sind entscheidend in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sind und die Zahl der Wahlberechtigten seit 1995 von 15 Millionen auf 18,5 Millionen angewachsen ist.

Taleb Ibrahimi (67) stützt sich vor allem auf die islamistischen Wähler. Der ehemalige Außenminister unter Boumedienes Nachfolger Chadli Benjedid verspricht auf seinen Wahlkampfveranstaltungen eine Amnestie für alle islamistischen Gefangenen. Dafür gewährte ihm Anfang letzter Woche die Auslandsleitung der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS) ihre Unterstützung. „Taleb Ibrahimi ist der am besten geeignete Mann. Wählt in Massen“, heißt es in dem in Bonn veröffentlichten Kommuniqué.Reiner Wandler

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