■ Querspalte: Schluß mit Schaschlik
Sehr geehrte Verbraucher, liebe Kunden. Als Sprecher des Bundesverbandes deutscher Metzger- und Schlachter-Innungen wende ich mich entschieden gegen das Bild, das derzeit Medien und Politiker von unserem Berufszweig zeichnen. Mit Empörung haben wir registriert, daß die Bild-Zeitung den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević einen „irren Schlächter“ nennt. Es entsteht der fatale Eindruck, Schlachtung und Irrsinn hätten etwas gemein. Auch im Namen meiner Kollegen kann ich sagen, daß nur wenige Metzger dem Wahnsinn verfallen sind oder zur Behandlung eingeliefert werden mußten. Wenn überdies Außenminister Joseph Fischer vom „Schlachthaus Kosovo“ spricht, dann bedauern wir zutiefst, daß unsere hochmodernen und allen hygienischen Bedingungen entsprechenden Schlachthäuser in den Schmutz gezogen werden. Gerade wir als deutsche Fleischer haben aus den dunklen Kapiteln der Vergangenheit gelernt und können gewährleisten, daß in deutschen Schlachthäusern sauber und fair gemetzelt wird.
„Leberwurst ist Lebenswurst“, kann man den Verächtern deutscher Qualitätsware nur entgegenhalten. Ich möchte deshalb ausdrücklich betonen, daß wir als deutsche Metzger voll und ganz hinter dem Kosovo-Einsatz der Bundeswehr stehen und uns mit allen Mitteln beteiligen. Ab heute werden wir getreu unserem Motto „Frisches Fleisch aus deutschen Landen“ keine gegnerischen Wurst- oder Fleischwaren mehr vertreiben: Schluß mit Schaschlik!
Damit unsere Jungs im Felde wissen, daß wir Metzger immer bei ihnen sind, haben wir außerdem die „Schlachtplatte Scharping“ neu ins Angebot genommen. Für jeden Frontsoldaten individuell zusammengestellt vom Fleischer seines Vertrauens. Denn in Zeiten hochtechnologischen Schlachtens würdigen wir die Leistung des einzelnen: „Hier läuft die Fleischwurst nicht vom Band, hier schafft der Meister noch mit Hand.“ Auf daß es ein schönes Schlachtfest wird. Michael Ringel
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