Geyers Revision ist gescheitert

■ Pastor Klaus Geyer ist rechtskräftig wegen Totschlags an seiner Frau verurteilt. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil der Vorinstanz

Berlin/Braunschweig (taz/epd/ dpa) – „In meiner Zelle überfallen mich Erinnerungen“, schrieb der Pastor vor kurzem in einem Ostergruß aus dem Untersuchungsgefängnis, „an Veronika zuerst, das fröhliche und ansteckende Leben neben mir, das brutal und sinnlos zerschlagen wurde.“ Seit Montag ist Klaus Geyer wegen Totschlags an seiner Frau rechtskräftig verurteilt. Wie erst gestern bekannt wurde, hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Leipzig die Verurteilung zu acht Jahren Haft bestätigt, die das Landgericht Braunschweig am 16. April vergangenen Jahres aussprach.

Geyer, der am Montag über die BGH-Entscheidung informiert wurde, habe „sehr enttäuscht“ reagiert, sagte gestern sein Anwalt Bertram Börner. Die Anwälte des Pastors hatten nach einem spektakulären Indizienprozeß Revision vor dem BGH beantragt. Sie rügten angebliche Verfahrensfehler und wandten sich auch gegen die Höhe des Strafmaßes. Geyer beteuert ein Jahr nach der Verurteilung weiter seine Unschuld. „Auch noch das Absurdistan, in das man mich hier im Namen des ,Rechts‘ verschleppt hat, steht unter dem Regiment Gottes“, schreibt er in dem Brief an Freunde und Unterstützer.

Das Urteil des Landgerichts beruhte auf Aussagen von Zeugen, die Geyer in der Nähe des Leichenfundortes gesehen haben wollen, sowie auf Erdspuren an Geyers Stiefeln, die nach Angaben von Gutachtern mit Erdproben vom Fundort der Leiche übereinstimmten. Das Gericht ging in seiner Urteilsbegründung davon aus, daß Geyer die Tat im Affekt nach einem Beziehungsstreit beging. Im Verlauf des Prozesses wurden mehrere außereheliche Beziehungen des Pastors öffentlich.

Geyer wird jetzt aus dem Untersuchungsgefängnis in Braunschweig in die Justizvollzugsanstalt einer anderen Stadt verlegt. Nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums wird er wahrscheinlich nach Celle gebracht. Nach der Hälfte der Haftzeit kann Geyer mit Hafterleichterungen wie Freigang rechnen, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Das letzte Drittel der Strafe könnte ihm bei entsprechender Führung erlassen werden.

Geyers erwachsene Kinder – drei Söhne und eine Adoptivtochter – halten nach Angaben des Verteidigers nach wie vor zu ihrem Vater und besuchen ihn regelmäßig. Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover gibt sich eher bedeckt. Solange das Verfahren in der Schwebe war, erhielt der 58jährige weiterhin seine Bezüge, jedoch gekürzt um eine ungenannte Summe. Da das Urteil nun rechtskräftig ist, droht dem Pastor die Entlassung. Eine Entscheidung der Kirchenleitung stehe aber noch aus, sagte gestern eine Sprecherin der taz.

„Wir wollten in unserem Leben, in unseren Berufen ,Protestleute gegen den Tod‘ sein“, schreibt Geyer im Rückblick auf seine Ehe. Seine Frau und er hätten „nicht dem Leid, der Gewalt, dem Tod das Feld überlassen“ wollen. pat