: Bremen überrascht mit Vorstoß zum Doppelpaß
■ Große Koalition mischt sich in Beratungen zum Staatsbürgerrecht ein
Bremen (taz) – Die Bremer Regierung will sich mit einem Kompromißvorschlag von CDU und SPD in die Beratungen zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechtes einmischen. Überraschend erklärten die beiden Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Hartmut Perschau (CDU) gestern, daß „relativ konkrete Vorschläge“ bereits mit den Spitzen der Bonner Fraktion besprochen seien.
Ihren gemeinsamen Vorstoß begründeten die beiden Politiker damit, daß die Reform des Staatsangehörigkeitsrechtes von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden müsse. Voraussetzung für einen Erfolg der Bremer Initiative sei allerdings, den „jetzigen Zeitplan der Gesetzesberatungen flexibel zu halten“.
Über den Inhalt des in Bonn präsentierten Kompromißvorschlages machten die beiden Politiker keine Angaben. Aus einer gemeinsamen Presseerklärung geht jedoch hervor, daß der Bremer Vorschlag eine „eventuell erforderliche verfassungsrechtliche Absicherung“ der Rechtsreform gewährleisten soll. Auch heißt es, die Repräsentanten der Bremer Großen Koalition wollten sich bemühen, bei den kommenden Beratungen und für die erforderlichen Folgegesetze zu einer erweiterten Konsensbildung beizutragen.
In der Stellungnahme heißt es außerdem, die im Rahmen der Rechtsreform geplanten staatlichen Integrationsmaßnahmen müßten mit einer Begrenzung der Zuwanderung verbunden werden. Reaktionen auf den Bremer Vorstoß gab es seitens der Bonner Fraktionen zunächst nicht. Dort tagten Experten und Politiker gestern bis zum späten Nachmittag im Innenausschuß des Bundestages zur Rechtsreform. In einer ersten Stellungnahme äußerte lediglich der Sprecher der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, daß nach dem Stand der gestrigen Beratungen verfassungsrechtliche Bedenken weitgehend ausgeräumt seien. Eva Rhode
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen