: Alte Arbeiter verzichten, Jugendliche kriegen Jobs
■ Ford schließt „Bündnis der Generationen“: Mehr Altersteilzeit und neue Ausbildungsplätze für angehende Bürofachleute
Köln (taz) – Mit einer zukunftsorientierten Betriebsvereinbarung zur Altersteilzeit und dem Wiedereinstieg des Unternehmens in die kaufmännische Berufsausbildung haben die Ford-Werke, Köln, ein neues „Bündnis der Generationen“ geschlossen. Damit ermöglicht der Kölner Automobilhersteller seinen älteren Mitarbeitern einen gleitenden Übergang in den vorzeitigen Ruhestand und schafft gleichzeitig mehr Arbeitsplätze für Auszubildende und junge Nachwuchskräfte.
„Unsere Vereinbarung zur Altersteilzeit tritt zum 1. Mai 1999 in Kraft. Sie stellt eine erhebliche Verbesserung der gesetzlichen und tariflichen Altersteilzeitmodelle dar. Mit ihr wollen wir jährlich 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ohne größere finanzielle Einbußen ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich zu reduzieren“, erklärten Ford-Personalvorstand Hans Peter Becker und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wilfried Kuckelkorn gestern in einer Stellungnahme.
Das Altersteilzeit-Angebot der Ford-Werke AG gilt für vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter ab 55 Jahren. Die Laufzeit des Arbeitsverhältnisses in der Altersteilzeit beträgt mindestens zwei und höchstens fünf Jahre. Während die regelmäßige Arbeitszeit auf die Hälfte reduziert wird, beträgt das Gehalt 85 Prozent des bisherigen Nettoentgeltes. Die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung stockt das Unternehmen auf 95 Prozent des letzten Vollzeitentgeltes auf.
Mit einem Block- und einem Teilzeitmodell bietet Ford zwei Varianten der Altersteilzeit an. Beim Blockmodell bleibt in der ersten Hälfte des neuen Arbeitsverhältnisses die regelmäßige Arbeitszeit unverändert; in der zweiten Hälfte erfolgt eine vollständige Freistellung, wobei das Arbeitsverhältnis in Altersteilzeit aufrechterhalten bleibt. Beim Teilzeitmodell wird die regelmäßige Arbeitszeit über die gesamte Laufzeit des Altersteilzeitverhältnisses halbiert.
Steuer- und sozialversicherungspflichtige Zuschläge und Zulagen werden im Blockmodell in Höhe von 50 Prozent ausgezahlt, steuerfreie nur in der Arbeitsphase, dann aber zu 100 Prozent. Endet das Altersteilzeit-Arbeitsverhältnis vor Vollendung des 65. Lebensjahres, wird die Rente des Mitarbeiters pro Monat des vorzeitigen Renteneintritts um 0,3 Prozent gemindert. Ford zahlt je 0,3 Prozent Rentenminderung eine Abfindung von 750 Mark. Bei einer maximalen Rentenminderung von 18 Prozent entspricht dies einer Abfindungszahlung von bis zu 45.000 Mark. Auch bei der Betriebsrente wird die Dauer des Arbeitsverhältnisses in der Altersteilzeit zur Hälfte berücksichtigt, sogar mit Vollzeitentgelt.
In direktem Zusammenhang mit der Altersteilzeitregelung steht die Entscheidung des Unternehmens, wieder eine kaufmännische Berufsausbildung anzubieten. Ab September können jährlich 10 Azubis bei Ford den Beruf eines Kaufmanns für Bürokommunikation erlernen. Nach vollem Anlauf des Programms werden sich ständig 30 junge Frauen und Männer in einer kaufmännischen Berufsausbildung befinden.
„Unser Angebot, auch im kaufmännischen Bereich wieder junge Menschen auszubilden, ist ein weiterer Beitrag von Ford, mehr Jugendlichen eine faire Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben“, sagte Personalvorstand Hans Peter Becker stolz. Zur Zeit werden an den Standorten der Ford-Werke AG knapp 1.000 Auszubildende in elf gewerblich-technischen Berufen ausgebildet. Hinzu kommen besondere Programme, in denen Ford etwa benachteiligte Jugendliche in einer einjährigen Fördermaßnahme auf eine Berufsausbildung vorbereitet. Ferner bietet der Autokonzern ein Umschulungsprogramm für erwachsene Arbeitslose und weiterqualifizierende Maßnahmen für un- und angelernte Mitarbeiter. Nach erfolgreichem Abschluß ihrer Lehre werden die Auszubildenden in der Regel in den Betrieb übernommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen