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Pop und Religion

■ „Der Typ mit der Fatwa“: Salman Rushdie liest heute auf Kampnagel

Die Marketingmaschine läuft auf Hochtouren. Erst das fröhliche Selbstoffenbarungsinterview im Stern, vorgestern ein paar Statements zum Krieg bei Sabine Christiansen, und schließlich veröffentlichen seine Kumpels von U2 dieser Tage auch noch die Single zum Buch. Natürlich sei Salman Rushdie, der ganz genau weiß, daß ihn sowieso alle nur als „Typen mit der Fatwa“ kennen, die kostenneutrale Promotion, die mit dem Rummel um seine Person einhergeht, gegönnt.

Schauen Sie mal in seine Augen: Die Brauen sind immer so ironisch geschwungen, aber in den Pupillen liegt ein trauriger Schimmer. Und mit der gleichen Mischung aus Ironie und Trauer nutzt der Mann denn auch die schlimme Situation, um sein neues Werk mit dem Titel Der Boden unter ihren Füßen zu lancieren. Das wird als ein Roman über den Rockbetrieb gehandelt, ist aber natürlich viel mehr. Ein breiter epischer Strom nämlich, der vom Glauben der Massen berichtet und von obskuren Mythologien, der spaßig jedes Sentiment ad absurdum führt und letztlich doch von der Unendlichkeit der Liebe erzählt. Religion wird bei Rushdi säkular, Pop zu einer sakralen Angelegenheit. Weshalb denn auch der Gottvater des Pop, Bono von U2, die businessrelevanten Aspekte des Romans auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft hat. Und siehe, er fand es gut. Ein Urteil, dem wir uns demütigst anschließen. cbu

Lesung: heute, 20 Uhr, Kampnagel. Anschließend Gespräch mit Roger Willemsen

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