Neue Kirchensteuer bei Evangelen

■ Betroffen vom „Kirchgeld“ sind „glaubensverschiedene Ehen“

Die Evangelischen Kirchen in Bremen und Niedersachsen werden vom Jahr 2000 an vorraussichtlich eine neue Kirchensteuer einführen. Diese muß in Bremen noch vom Kirchentag am 19. Mai verabschiedet werden. Von dem sogenannten „Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe“ sind Ehepaare betroffen, in denen der Hauptverdiener aus der Kirche ausgetreten ist und beide steuerlich gemeinsam veranlagt werden. Das teilte die Konföderation evangelischer Kirchen in Hannover mit. Danach sollen die Ausgaben zur Lebensführung des nicht arbeitenden Ehepartners besteuert werden. „Mit der neuen Kirchensteuer wollen wir eine Gerechtigkeitslücke schließen“, sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Konföderation, Eckhart von Vietinghoff.

Bisher muß ein Ehepaar keine Kirchensteuern zahlen, wenn der verdienende Partner aus der Kirche ausgetreten ist, der andere aber noch Kirchenmitglied ist. Jetzt soll anhand der Höhe des Einkommens des Verdieners rund ein Drittel besteuert werden. „Bei einem gemeinsam zu versteuernden Einkommen von 65.000 bis 79.999 Mark beträgt die neue Kirchensteuer 360 Mark im Jahr“, so Vietinghoff.

Die Einführung der neuen Kirchensteuer sei nötig geworden, da Schätzungen zufolge die Evangelische Kirche in den kommenden Jahren bis zu 25 Prozent ihres bisherigen Steueraufkommens verlieren werde. „Das ist ein Volumen, das für die Kirche einen Substanzeingriff bedeutet“, sagte Vietinghoff. Gründe hierfür seien die geplante Steuerreform und das neue Familienurteil des Bundesverwaltungsgerichts. Die Evangelischen Kirchen versuchten seit Jahren zu sparen, indem sie zum Beispiel kontinuierlich Stellen abbauten. Bei 80 Prozent Personalkosten sei aber irgendwann die Grenze des Möglichen erreicht. „Deshalb mußten wir alle Steuermöglichkeiten ausschöpfen.“

Wie hoch die Einnahmen durch die neue Kirchensteuer sein werden, könne niemand sagen. „Dafür fehlen uns die Daten.“ Die Nordelbische Evangelisch-lutherische Kirche rechne zum Beispiel mit Einnahmen von bis zu 20 Millionen Mark. Befürchtungen, daß nun eine Welle von Austritten auf die Landeskirchen zukomme, hat Vietinghoff nicht. „Das war bei den Landeskirchen, die die neue Steuer eingeführt haben, überschaubar“, begründete er. In Niedersachsen sind rund 4,5 Millionen Menschen Mitglied in der Evangelischen Kirche. Ein Drittel davon zahlt Kirchensteuern. Jeti/dpa