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„Kosovo ist wie ein schwarzes Loch“

■ Niemand weiß, wie viele Flüchtlinge durch das Kosovo irren. Berichte über gezielte Morde an Ärzten und Zerstörung von Kliniken

Die medizinische Versorgung der Menschen im Kosovo wird offenbar immer schwieriger. Nach einem Bericht der Washington Post werden kosovo-albanische Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger gezielt von serbischen Truppen umgebracht, Krankenhäuser und Praxen zerstört.

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Flüchtlinge sehen darin eine weitere Vertreibungsstrategie der serbischen Regierung. Ihrer Ansicht nach will Belgrad das Leben in der Provinz so schwer wie möglich machen, um die rund eine Million Kosovo-Albaner, die noch dort leben, zur Flucht zu bewegen. Außerdem befürchte die serbische Regierung, daß Ärzte in der Region albanische Guerillakämpfer versorgen könnten.

Seit dem Beginn der Nato-Luftangriffe am 24. März haben nach diesen Berichten serbische Soldaten allein mehr als 90 lokale Gesundheitsversorgungszentren, die von der Mutter-Teresa-Society geführt wurden, angegriffen oder zerstört. Dort wurden bis zu 2.000 Patienten täglich versorgt. Zehn Mitarbeiter der Organisation seien bislang umgebracht worden, sechs seien durch Schüsse so schwer verletzt, daß sie bleibende Schäden davontrügen, einer werde vermißt.

„Es ist eine Katastrophe“, sagte Isuf Dedushaj, Präsident des Roten Kreuzes im Kosovo. Viele Menschen in der Region hätten nicht genug zu essen und wären gezwungen, unter freiem Himmel zu schlafen, weil die Häuser zerstört seien. Das Fehlen von Medikamenten und medizinischer Versorgung bedeute „eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß sich Epidemien ausbreiten und das Kosovo zu einem Massengrab wird“.

Unterdessen berichtet das UNHCR, daß täglich weitere Vertriebene aus Urosevac an der Grenze zu Makedonien ankommen. Ein Teil der Kosovo-Albaner werde von den jugoslawischen Soldaten über die Grenze gelassen, die restlichen Flüchtlinge müßten wieder umkehren. „Wir verstehen nicht, was für ein Spiel sie mit ihnen spielen“, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski in Genf. „Wenn sie die Menschen ohnehin festhalten wollen, warum bringen sie dann überhaupt so viele zur Grenze?“ Niemand könne Genaues über das Schicksal der Vertriebenen im Kosovo sagen. „Kosovo ist wie ein schwarzes Loch“, meint Janowski, „wir wissen nicht, was dort passiert.“

Nach wie vor haben die Hilfsorganisationen keinen Zugang zu den 4.000 bis 7.000 Kosovo-Albanern, die im makedonischen Grenzdorf Mali Malina ohne Nahrungsmittel festsitzen. Makedonische Einheiten blockierten die Zufahrt. Die makedonische Regierung ist nach Angaben des UNHCR wegen der großen Zahl von Flüchtlingen aus dem Kosovo beunruhigt. Deshalb hat sich das Flüchtlingshilfswerk für eine schnellere Evakuierung der Flüchtlinge ausgesprochen. Obwohl die europäischen Länder insgesamt 85.000 Plätze angeboten hätten, seien bis Mittwoch jedoch erst 17.300 Menschen ausgeflogen worden. UNHCR-Sprecher Janowski konnte allerdings nicht sagen, wie die Ausreisen beschleunigt werden könnten. Probleme bereite zum einen die geringe Kapazität des Flughafens in Skopje. Außerdem dauerte die Auswahl der Flüchtlinge lange, da die Gastländer wissen wollten, wen sie aufnähmen. taz/epd/dpa

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