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StreitfallSteht zu seinen Taten

■ Nur die Uniformreinigung will der Naturschützer Janssen nicht bezahlen

Bremens leidenschaftlichstem Hollerland-Schützer droht ein neuer Prozeß. Diesmal wird es um die Summe von rund 300 Mark gehen. Soviel verlangt die Bremer Polizeibehörde für die Reinigung von zwei Uniformen. Die soll der 70jährige Naturschutzwart mit weißer Ölfarbe beschmiert haben, als die Beamten ihn bei seiner letzten „Malaktion“ am Autobahnzubringer Horn-Lehe stellten. Dort hatte Janssen „CDU: Gott schütze uns vor deiner Natur“ an die Wand geschrieben, nachdem ihn eine Äußerung von CDU-Landes-Chef Neumann geärgert hatte. Nach Polizeidarstellung hat Janssen sich mit einer Farbrolle in der Hand der Festnahme widersetzt. Der Naturschützer, der die Beamten seinerseits wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt hat, sagt: „Die beiden haben sich selbst schmutzig gemacht.“

Um das feststellen zu lassen, ist Janssen bereit, erneut vor den Kadi zu ziehen. Eine Anfechtungsklage ist bereits formuliert, nachdem auch die Innenbehörde Janssens Widerspruch gegen die Geldforderung kürzlich abgelehnt hat – wodurch weitere 80 Mark an Bearbeitungskosten fällig werden. Doch Janssen will nicht zahlen. „Ich stehe zu meinen Taten“, betont der Renter zwar. Jüngst zahlte er auch für Protestmalereien vor dem Siemenshochhaus, nachdem sein Anwalt die geforderten Reinigungskosten an die Stadt deutlich reduzieren konnte. Auch das Bußgeld für die neuerliche „Sachbeschädigung durch Bemalung einer Betonwand“ hat er an den staatsanwaltlich bestimmten Empfänger, den Bund für Umwelt- und Naturschutz überwiesen. „Aber für die Uniformen bin ich nicht zuständig.“ Vielmehr hat er die beiden Beamten seinerseits angezeigt – wegen Beleidigung und Körperverletzung.

Janssen nämlich liefert eine von der Polizei abweichende Darstellung der Vorkommnisse Anfang Dezember 1997 am Autobahnzubringer. Danach haben ihn die beiden Beamten brutal in Handschellen genommen und unsanft ins Polizeiauto geworfen, „mein Fahrrad obendrauf“. Auch sei er geschlagen worden und habe Beleidigungen und die Drohung „Dir schlage ich die Eier weich“ anhören müssen. Tatsächlich erinnert Janssen sich, bei seiner Entlassung aus der Arrestzelle zwei farbverschmutzte Lappen in Händen gehalten zu haben. „Die haben mich ja überfallen, als ich schon beim Putzen war.“ ede

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