: Kunst gucken im Netz
■ Elektronisches Kunstmagazin, virtuelle Galerie, Kunstreiseagentur und mehr: Peter Funkens „art-on.de“
„art-on.de“ heißt ein ambitioniertes Internet-Kunstprojekt, das seit Anfang April im Netz der Netze ist und dort den üblichen Rahmen elektronischer Kunstpublikationen sprengt. Zum einen mit einem großen redaktionellen Umfang, mit sage und schreibe 350 Einzelseiten, mit Terminkalendern, Rezensionen und Künstlergesprächen.
Zum anderen mit Werbeflächen, die unübersehbar auf dem Bildschirm prangen: „Im Kunstumfeld wird Werbung noch ziemlich despektierlich behandelt“ findet Peter Funken, Berliner Kunstkritiker und Ausstellungsmacher, der zusammen mit der Künstlerin Anna Jakupovic dieses Kunstmagazin im Netz ins Leben gerufen hat.
Weswegen man sich nicht nur einfach als ein weiteres Kunstmagazin versteht, als virtuelle Galerie, sondern beispielsweise auch als kulturbeflissenes Reisebüro: Man organisiert individuelle Kulturtrips nach Berlin: Die art-on-„Begleitagentur“ holt die kunstsinnigen und wahrscheinlich zahlungskräftigen Gäste vom Flughafen ab und führt sie nach individueller Abstimmung persönlich durch Studios, Ateliers und Galerien der angebundenen Künstler, „von der Nationalgalerie bis in den finstersten Undergroundclub“, wie Funken das ausdrückt. Buchbar ist das alles – na klar – online.
Doch auch wer die Reise in die Kulturmetropole scheut und trotzdem das Gespräch mit den Künstlern sucht, bekommt seine Chance: „art-on“ bietet den Direktkontakt zu rund 50 Berliner Künstlern per E-Mail. „Auf der Vernissage kommt man ja auch ins Quatschen und bekommt neue Kontakte“, sagt Funken. Im Kunst-Chat am Donnerstag auf der „art-on“-Site kann man das wunderbar verfolgen. Dreh- und Angelpunkt der Kunst-Site ist aber der „Auktionsraum“. Am heimischen PC kann hier ohne großen Nervenaufwand und nur mit der Maus jeder mitbieten.
Das 1.000-Mark-Limit soll dabei nicht überschritten werden, weswegen es auch bevorzugt grafische und fotografische Werke sind, die hier angeboten werden: Die passen nämlich nicht nur preislich besser, die lassen sich im Gegensatz zu oberflächenbetonter Malerei und Skulptur auch besser darstellen. Kein Wunder auch, daß Funken in seinem Magazin auch „Kunst, die sich mit dem elektronischen Medium selbst auseinandersetzt, stärker in den Mittelpunkt“ rücken möchte. Das versteht sich aus der Art des Mediums von selbst, das ist die Fortsetzung der MTV-Ästhetik in die Kunstproduktion, und das sollte mit den vielen Werbebannern an den Bildschirmseiten auch kein Problem sein. Christoph Rasch
Adresse im Netz: www.art-on.de
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